Die Heuschnupfensaison hat begonnen
Angetrieben durch milde Temperaturen in den Wintermonaten entsenden bereits im Januar die ersten Frühblüher – wie z. B. Erle und Hasel – ihre Pollen. Für Allergiker beginnt damit die Heuschnupfensaison. Aus diesem Grund sollte das pharmazeutische Personal dieser Tage besonders aufmerksam sein, wenn ein Kunde mit der Eigendiagnose Schnupfen und dem Wunsch nach einem „Nasenspray“ in die Apotheke kommt.
Erkältung oder Allergie?
Eine Erkältung wird meist durch Rhinoviren ausgelöst und kündigt sich in der Regel durch Unwohlsein, Schlappheit, Kratzen im Hals und Kopfschmerzen an. Abends oder in der Nacht beginnt meist die Nase zu laufen, die typischen Beschwerden setzen nach und nach ein. Eine Erkältung dauert circa eine Woche. Oft gehen die Beschwerden nach drei bis vier Tagen schon zurück.
Anders ist dies bei einer allergischen Reaktion. Hier setzt der Schnupfen sehr plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Zudem können Nase, Augen sowie Rachen jucken und auftretende Niesattacken sind oft heftiger. Außerdem gehen die Beschwerden nicht langsam zurück, sondern halten sich hartnäckig, bis die Ursache – z. B. Pollen oder Hausstaubmilben – aus dem Weg geräumt ist. Bei einem allergischen Schnupfen fühlen sich die Betroffenen ansonsten nicht krank. Das Schnupfensekret ist meist klar und ziemlich wässrig. Im Rahmen einer Erkältungskrankheit ist das Sekret oft dickflüssiger. Typisch für den Heuschnupfen ist zudem, dass die Beschwerden jedes Jahr zur selben Zeit auftreten.
Heuschnupfensymptome vom Wetter abhängig
Durch länger anhaltende Niederschläge kann ein Großteil der Pollen aus der Luft gewaschen werden. Nehmen bei Schneefall oder Regen die Schnupfensymptome ab, spricht das daher für eine allergische Rhinitis. Ein „echter“ Schnupfen würde dagegen durch Kälte und Nässe begünstigt.
Entsteht während des Beratungsgesprächs der Verdacht auf eine allergische Rhinitis, sollte zur Abklärung ein Arztbesuch empfohlen werden. Dieser kann anhand verschiedener Hauttests oder Blutuntersuchungen die genaue Allergiediagnose stellen und die auslösenden Allergene identifizieren.
Mit Hyposensibilisierung die Ursache behandeln
Sind die auslösenden Allergene bekannt, kann eine Hyposensibilisierung erwogen werden. Bei dieser Immuntherapie werden dem Patienten gezielt diejenigen Allergene verabreicht, die bislang eine Immunreaktion auslösen. Mit der Zeit kommt es auf diese Weise zu einer „Gewöhnung“ des Immunsystems, weshalb die allergischen Symptome, wie laufende Nase oder juckende Augen, künftig weniger heftig ausfallen oder im besten Fall gar nicht mehr auftreten. Damit behandelt die Hyposensibilisierung die eigentliche Allergieursache.
Da sich die Kurzzeit-Hyposensibilisierung über mehrere Sitzungen erstreckt und einige Wochen benötigt, sollten Betroffene schnellstmöglich damit beginnen. Laut Dr. Utta Petzold, Allergologin bei der Barmer, können „selbst in der Blühphase, wenn die Pollen bereits fliegen, […] viele Betroffene noch eine Hyposensibilisierung beginnen“.
Antihistaminika zur Akuttherapie
Für den Akutfall stehen in der Selbstmedikation lokale und systemische Antihistaminika zur Verfügung. Cetirizin, Azelastin, Mizolastin und Loratadin sind Antihistaminika der zweiten Generation. Sie können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und verursachen daher weniger Müdigkeit wie Antihistaminika der ersten Generation. Antihistaminika gelten bei allergischer Rhinitis als Mittel der ersten Wahl für eine systemische Therapie. Für die Lokaltherapie werden vor allem Azelastin und Levocabastin eingesetzt.
Glucocorticoide zur nasalen Anwendung
Glucocorticoide werden ebenfalls zur Behandlung von Allergien eingesetzt. In der Selbstmedikation findet vor allem Beclometason als Nasenspray zur Kurzzeitbehandlung von Heuschnupfen Verwendung. Beclometason verbessert die Symptome etwa nach fünf bis sieben Tagen, das Wirkoptimum wird nach etwa zwei Wochen erreicht. Daher sollten Betroffene, soweit möglich, etwa zwei Wochen vor der erwarteten Allergenexposition mit der Therapie beginnen. Seit Oktober 2016 stehen auch Mometason-haltige und Fluticason-haltige Nasalia bei saisonaler allergischer Rhinitis ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke zur Verfügung. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die „Erstdiagnose einer saisonalen allergischen Rhinitis durch einen Arzt“ erfolgt ist.
Bei milder Symptomatik sollte einer lokalen Therapie der Vorzug gegeben werden. Werden die Beschwerden stärker, empfiehlt sich eine systemische Therapie mit Antihistaminika.
Zusatztipps für Allergiker
- Allergiker sollten sich über den aktuellen Pollenflug informieren. Hierfür gibt es inzwischen zahlreiche Apps fürs Smartphone. Auch in den Tageszeitungen wird der Pollenflug – wie der Wetterbericht – abgedruckt.
- Nach dem Aufenthalt im Freien sollte die Kleidung gewechselt, die Brillengläser gereinigt und die Haare vor dem Schlafengehen gewaschen werden.
Die tagsüber getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden. - Wenn der Pollenflug am stärksten ist am besten drinnen aufhalten und Fenster / Türen geschlossen halten.
- Bei Hausstaubmilbenallergie besser feucht wischen als staubsaugen um nicht unnötig Staub aufzuwirbeln.
- Vorhänge, Teppiche und ähnliche Staubfänger möglichst reduzieren und milbenundurchlässige Matratzenüberzüge verwenden.
- Auf Federbetten sollten alle Allergiker verzichten.
- Auch Kunstfaserbetten müssen regelmäßig gewaschen werden, um Hautschüppchen zu entfernen, die Milben als Nahrung dienen können.