Gefahr von Neuralrohrdefekten vorbeugen: Folsäure: die Pille nach der Pille
Verbreitete Unterversorgung
Eine Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) ergab, dass nur etwa fünf Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter ausreichende Folatwerte aufweisen. Eine ausreichende Folatversorgung ist jedoch wichtig, um im Falle einer Schwangerschaft das Baby vor Fehlbildungen zu schützen.
Gefahr von Neuralrohrdefekten
Folat ist ein wichtiger Baustein bei der Neubildung von Zellen. Das B-Vitamin ist deshalb an vielen wesentlichen Prozessen im Körper eines ungeborenen Kindes beteiligt. Sehr wichtig ist das Vitamin, um das Risiko von Fehlbildungen des kindlichen Nervensystems zu verringern. Zu solchen Neuralrohrdefekten zählen die Meningomyelozele (eine bruchsackartige Ausbeulung des Rückenmarks) oder eine Spina bifida (offener Rücken), oft in Verbindung mit einem Hydrozephalus (Wasserkopf). Eine gute Folatversorgung schützt außerdem vor einer Frühgeburt. Für die Mutter ist das Risiko einer Blutarmut bei der Geburt verringert.
Folatreiche Lebensmittel
Reichlich Folat findet sich in Obst und Blattgemüse, in Kohl, Broccoli, Feldsalat, Fenchel, Spinat, Spargel, Sauerkraut, Kartoffeln und in Vollkornprodukten. Als Faustregel gilt: Alle Gemüse und Salate, von denen die Blätter der Pflanze gegessen werden, dienen der Folatversorgung. Allerdings kann das enthaltene Folat nur teilweise vom Körper verwertet werden. Außerdem ist es hitze- und lichtempfindlich und geht deshalb bei längerem Kochen oder Warmhalten der Lebensmittel leicht verloren.
Synthetische Folsäure besser verwertbar
Während es sich beim Folat also um ein natürlich vorkommendes Vitamin handelt, ist Folsäure die synthetisch hergestellte Form des Vitamins B9. Folsäure wird im Organismus in einen aktiven Zustand umgewandelt und ist zu 85 Prozent vom Körper verwertbar, Folate in Nahrungsmitteln sind nur zu etwa 50 Prozent verwertbar.
Folsäure spätestens vier Wochen vor der Schwangerschaft
Die Stiftung Kindergesundheit (sowie andere Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt allen Frauen mit Kinderwunsch, nicht nur auf eine folatreiche Ernährung zu achten, sondern zusätzlich Folsäure zu supplementieren. Dazu sollten Frauen spätestens ab vier Wochen vor Beginn einer Schwangerschaft täglich 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen. Die Einnahme sollte während der ersten drei Schwangerschaftsmonate beibehalten werden. Mangelt es dagegen an Folsäure während der Frühschwangerschaft, wird das Kind neben Neuralrohrdefekten noch weiteren Gefahren ausgesetzt. So ist das Risiko für Herzfehler, Fehlbildungen der Harnwege oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erhöht. Laut einer Studie kann die regelmäßige Einnahme von Folsäure die Häufigkeit von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten um bis zu 40 Prozent verringern.
Quelle: Stiftung Kindergesundheit