Neue Behandlungs- und Therapieoptionen: Stiftung Warentest berät zu Migräne
Stiftung Warentest informiert über Migräne. Dabei scheinen die Tipps der Verbraucherschützer durchaus fundiert. Im Großen und Ganzen orientieren sie sich an der erst jüngst erschienen Leitlinie zu Migräne. Neben nicht-medikamentösen Ratschlägen – Yoga, Bewegung an der frischen Luft, einen regelmäßigen Schlaf- und Essrhythmus – sparen die Warentester auch mit Arzneimittelempfehlungen nicht. Patienten sollten, so Analgetika zur Therapie der akuten Migräne-Attacke erforderlich sind, bei leichter bis mittelschwerer Migräne auf Präparate wie ASS, Ibuprofen und Paracetamol zurückgreifen. Sie gehen hier mit der Leitlinie recht konform. Diese sieht Paracetamol jedoch, genauso wie Metamizol, vor allem für Migräniker mit NSAR-Unverträglichkeiten als wertvolle Alternative. Richtig ist auch, dass die Dosierungen der Analgetika bei Migräne sich von denen bei „gewöhnlichen“ Kopfschmerzen unterscheiden können. So gilt 1.000 mg ASS als Standarddosis bei Migräne, während bei leichten bis mittelstarken Kopfschmerzen laut Fachinformation von Aspirin® auch 400 mg ausreichen können.
Triptane bei schwerer Migräne
Leiden die Patienten an schwereren Migräne-Attacken und schaffen NSAR, Metamizol oder Paracetamol keine ausreichende Linderung, gelten Triptane als Mittel der Wahl. Auch hier „berät“ Stiftung Warentest richtig: „Reichen Schmerzmittel nicht, sind Triptane hilfreich", empfiehlt Warentest. Und auch die Leitlinie sieht in den 5-HT1B/1D-Agonisten die „beste Wirksamkeit“ bei akuten Migräne-Attacken. Welches Triptan letztlich zum Einsatz kommt, muss der Migräniker – geht es nach den Verbraucherschützern – „ausprobieren“. Allerdings kann man hier vielleicht ergänzen, dass es durchaus eine Orientierungshilfe gibt, denn nicht jedes Triptan eignet sich für jeden Migränepatienten gleich gut. Leiden Migräniker mehrere Tage an einer Attacke, werden Neurologen wahrscheinlich eher auf Triptane mit einer langen Halbwertszeit zurückgreifen, Naratriptan oder Frovatriptan. Naratriptan steht Patienten auch im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung (ebenso das etwas rascher wirksame Almotriptan).
Warentest warnt vor medikamenteninduziertem Kopfschmerz
Positiv ist auch, dass die Verbraucherschützer kritisch auf die Therapiedauer bei Analgetika und Triptanen hinweisen. Was viele Patienten vielleicht tatsächlich nicht wissen, dass auch die eigentlich „heilbringenden“ Stoffe selbst Kopfschmerzen auslösen können. Erst im letzten Jahr wurde eine extra Leitlinie zu Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch veröffentlicht. Die Schwelle zur Entwicklung eines solchen Kopfschmerzes sehen die Experten für Kombinationsanalgetika ab zehn Einnahmetagen pro Monat, für Monoanalgetika bei 15 Einnahmetagen monatlich.
Was sagt Warentest zum neuen Migräne-Antikörper Erenumab in Aimovig®?
Stiftung Warentest hat sich nicht nur etablierte Behandlungsmethoden der Migräne angeschaut, sondern auch einen Blick auf die jüngste Therapieoption gewagt: Erenumab in Aimovig®. Als erster Migräne-Antikörper schaffte Erenumab sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der EU mit einem gänzlich neuen Ansatz Eingang in die Migräneprophylaxe. Erenumab neutralisiert den CGRP-Rezeptor. CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide, ein proinflammatorisches (entzündungsförderndes) Neuropeptid, dem eine wesentliche Rolle in der Pathogenese (Krankheitsmechanismus) der Migräne zugesprochen wird. Gestützt wird diese These unter anderem dadurch, dass Injektionen mit CGRP bei Migränikern Anfälle auslösen können. Seit Juli 2018 hat Novartis die EU-Zulassung, im November wurde Aimovig® eingeführt.
Nun wirkt Stiftung Warentest eher zurückhaltend ob der neuen Therapieoption mit Aimovig®: „Wirkung begrenzt, aber belegt", so ihre Einschätzung. Sie begründen dies damit, dass Erenumab in Studien die Zahl der Migränetage um 3,2 (70 mg Erenumab) beziehungsweise 3,7 Tage (140 mg Erenumab) reduzierte, doch auch in der Placebogruppe die Patienten 1,8 Tage weniger Migräne hatten. Auch seien noch viele „Fragen offen" – was nicht überrascht bei einem Arzneimittel, das keine drei Monate „breit“ angewendet wird, also außerhalb klinischer Studien. Und auch das „breit“ wird bei Aimovig® überschaubar sein – Aimovig® ist angezeigt zur Prophylaxe bei Migränikern mit mindestens vier Migränetagen im Monat und Neurologen werden es diesen Patienten nur verordnen, so diese mit Triptanen oder einer anderweitigen Prophylaxe nicht ausreichend eingestellt sind. Bis zur Zulassung der Migräne-Antikörper – neben Erenumab hat mittlerweile auch Galcanezumab (Emgalitiy®) von Lilly die EU-Zulassung und für Fremanezumab (Ajovy®) hat der Humanarzneimittelausschuss der EMA im Januar 2019 die Zulassung empfohlen – standen keine spezifisch zur Migräne-Prophylaxe entwickelten Arzneimittel zur Verfügung. Alle verordneten Präparate sind anderen Indikationen entlehnt. Eingesetzt wurden und werden Betablocker, wobei die beste Wirksamkeit für Metoprolol und Propranol belegt ist, Flunarizin (Calciumkanalblocker) oder Antiepileptika wie Topiramat, Valproinsäure oder Amitriptylin (trizyklisches Antidepressivum). Bei chronischer Migräne kann auch ein Versuch mit Onabotulinumtoxin A initiiert werden. Von einer chronischen Migräne spricht man, wenn Patienten an mindestens 15 Tagen im Monat von Migräne-Attacken geplagt werden.
Nun wirkt Stiftung Warentest eher zurückhaltend ob der neuen Therapieoption mit Aimovig®: „Wirkung begrenzt, aber belegt", so ihre Einschätzung. Sie begründen dies damit, dass Erenumab in Studien die Zahl der Migränetage um 3,2 (70 mg Erenumab) beziehungsweise 3,7 Tage (140 mg Erenumab) reduzierte, doch auch in der Placebogruppe die Patienten 1,8 Tage weniger Migräne hatten. Auch seien noch viele „Fragen offen" – was nicht überrascht bei einem Arzneimittel, das keine drei Monate „breit“ angewendet wird, also außerhalb klinischer Studien. Und auch das „breit“ wird bei Aimovig® überschaubar sein – Aimovig® ist angezeigt zur Prophylaxe bei Migränikern mit mindestens vier Migränetagen im Monat und Neurologen werden es diesen Patienten nur verordnen, so diese mit Triptanen oder einer anderweitigen Prophylaxe nicht ausreichend eingestellt sind. Bis zur Zulassung der Migräne-Antikörper – neben Erenumab hat mittlerweile auch Galcanezumab (Emgalitiy®) von Lilly die EU-Zulassung und für Fremanezumab (Ajovy®) hat der Humanarzneimittelausschuss der EMA im Januar 2019 die Zulassung empfohlen – standen keine spezifisch zur Migräne-Prophylaxe entwickelten Arzneimittel zur Verfügung. Alle verordneten Präparate sind anderen Indikationen entlehnt. Eingesetzt wurden und werden Betablocker, wobei die beste Wirksamkeit für Metoprolol und Propranol belegt ist, Flunarizin (Calciumkanalblocker) oder Antiepileptika wie Topiramat, Valproinsäure oder Amitriptylin (trizyklisches Antidepressivum). Bei chronischer Migräne kann auch ein Versuch mit Onabotulinumtoxin A initiiert werden. Von einer chronischen Migräne spricht man, wenn Patienten an mindestens 15 Tagen im Monat von Migräne-Attacken geplagt werden.
Stiftung Warentest moniert zudem, dass vergleichende Studien von Erenumab zu anderen in der Migräne-Prophylaxe eingesetzten Arzneimitteln fehlen. Der Einwand könnte tatsächlich noch von tragender Relevanz sein. Denn auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) wird diese, in der frühen Nutzenbewertung von Erenumab, fordern. Das IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) hat erst vor kurzem seine Einschätzung zum Zusatznutzen von Erenumab abgegeben. Zur Erklärung: Der G-BA beauftragt das IQWiG, eine wissenschaftliche Einschätzung zu neuen Arzneimitteln abzugeben. Das IQWiG vermisste unter anderem vergleichende Studien und kam zu dem Schluss, dass Erenumab nur für bis dato austherapierte erwachsene Migränepatienten mit mindestens vier Migränetagen/Monat, für die nur noch eine „Best-Supportive-Care“-Therapie infrage kommt, „einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen von Erenumab gegenüber BSC“ darstellt.
Migräne-Antikörper: Zulassungen und Pipeline
Die Pipeline mit Antikörpern gegen Calcitonin Gene-Related Peptide CGRP oder dessen Rezeptor ist neben den in der EU bereits zugelassenen Erenumab (Aimovig®) und Galcanezumab in Emgality® mit Fremanzumab und Eptinezumab reich gefüllt. Die erste Zulassung für Europa erteilte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA im Juli 2018 Erenumab, seit November hat Novartis Aimovig® auf dem Markt. Galcanezumab in Emgality® ist ebenfalls bereits zugelassen, auch wenn Lilly Galcanezumab in Deutschland bislang noch nicht auf dem Markt anbietet. Tevas Fremanzumab (Ajovy®) hat im Januar 2019 eine Zulassungsempfehlung durch den Humanarzneimittelausschuss CHMP bei der EMA erhalten.
In den USA sind derzeit die drei Antikörper Erenumab, Fremanezumab und Galcenezumab (Emgalitiy®)zugelassen. Auch hier machte Novartis mit Erenumab im Mai 2018 das Rennen bei der Zulassung, im September folgten dann Fremanezumab und Galcanezumab. Bei Eptinezumab läuft derzeit noch die Phase-III-Studie, die Zulassung ist weder in den USA noch in Europa beantragt.