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Andorn (Marrubium vulgare): Arzneipflanze des Jahres 2019: der Weißdorn

Als bekannte Droge zur „Herzstärkung“, erhält der Weißdorn die Auszeichnung „Arzneipflanze des Jahres 2019“. | Bild: Jenny Thompson / Adobe Stock

Eine eher unbekannte Arzneipflanze stand mit dem Andorn (Marrubium vulgare) in 2018 im Fokus. In diesem Jahr ist die „Arzneipflanze des Jahres“ dagegen eine sehr populäre Pflanze: der Weißdorn. Die Wahl zur Arzneipflanze des Jahres trifft alljährlich der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg.

Vielfältige Wirkungen auf Herz und Gefäße

Der Weißdorn ist in der Bevölkerung seit Generationen als Mittel für Herzschutz und -stärkung bekannt. Den Extraktzubereitungen aus Blüten und Blättern der beiden Weißdornarten Crataegus monogyna und Crataegus laevigata (Crataegi folium cum flore) wird aufgrund zahlreicher Studien eine ganze Reihe positiver Herz-Kreislauf-Effekte zugeschrieben: unter anderem Verbesserung von Schlagkraft und Erregungsleitung, Erhöhung der Reizschwelle, antiarrhythmische Wirkung, Senkung des peripheren Gefäßwiderstands und Erhalt der Gefäßelastizität.

Neubewertung auf europäischer Ebene

Dennoch ist Weißdornextrakt inzwischen nicht mehr zur Behandlung der Herzschwäche zugelassen. Jahrelang war das pflanzliche Arzneimittel bei nachlassender kardialer Leistungsfähigkeit entsprechend NYHA-Stadium II indiziert. Doch die europäische Arzneimittelagentur (EMA) – genauer ihr Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (Committee on Herbal Medicinal Products, HMPC) – hat das Phytotherapeutikum im Jahr 2016 neu bewertet. Demnach entsprechen die vorliegenden wissenschaftlichen Daten mittlerweile nicht mehr den Anforderungen an einen Wirksamkeitsbeleg. Laut EMA sind Weißdornzubereitungen deshalb nur noch als traditionelles Arzneimittel einsetzbar. Die neue HMPC-Monographie nennt als Anwendungsgebiete nervöse Herzbeschwerden, leichte Stresssymptome und Einschlafhilfe. Mit dieser Weißdorn-Neubewertung sollen Fehlbehandlungen einer therapiebedürftigen Erkrankung wie der Herzinsuffizienz verhindert werden.

Was für Deutschland gilt 

Auf Basis der EMA-Entscheidung hat auch das BfArM beschlossen, dass Weißdornpräparate in Deutschland nun ebenfalls als traditionelle Arzneimittel – aufgrund langjähriger Erfahrung – verwendet werden. Das Anwendungsgebiet lautet zum Beispiel: „zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion“. 

Quellen: Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, Universität Würzburg; Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)