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Leseprobe Ausgabe 12/2018: Gefahr aus der Erde: Tetanus und Toxoplasmose

Bild: Halfpoint – iStockphoto.com

Äußerst widerstandsfähig

Wundstarrkrampf wird durch den Erreger Clostridium tetani hervorgerufen. Optimale Wachstumsbedingungen findet das grampositive, sporenbildende Stäbchenbakterium unter anaerober Atmosphäre, das heißt unter Sauerstoffmangel. In der Regel lebt Clostridium tetani im Darm von Menschen, Pferden, Rindern und Schafen. Hier verursacht der Erreger keine Erkrankung. Um auch unter ungünstigen Bedingungen überleben zu können, bildet das Bakterium Sporen. Diese Dauerform des Erregers ist äußerst widerstandsfähig und kann beispielsweise im Erdreich jahrelang überleben.

Kleine Wunden – große Gefahr

Mit Clostridium tetani kann man überall in Kontakt kommen. Voraussetzung für eine Infektion ist eine Verletzung. Meistens infizieren sich Menschen durch Nägel, Werkzeuge, Holzsplitter oder Dornen, an denen Tetanussporen haften. Besonders gefährlich sind in diesem Zusammenhang tiefe, verschmutzte und nur gering blutende Wunden. Dort findet der licht- und sauerstoffempfindliche Erreger ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Oberflächliche, stark blutende Wunden, die Luft und Licht ausgesetzt sind, stellen in der Regel keine Gefahr dar.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wundstarrkrampf (Tetanus) wird durch den Erreger Clostridium tetani ausgelöst.
  • Bereits Bagatellverletzungen reichen aus, um sich mit Clostridium tetani zu infizieren.
  • Das vom Bakterium produzierte Toxin Tetanospasmin verursacht qualvolle Muskelkrämpfe.
  • Die einzige wirkungsvolle Schutzmaßnahme gegen Tetanus ist die Impfung. Laut STIKO beginnt die Grundimmunisierung im Säuglingsalter. Erwachsene erhalten alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung.
  • Auch Toxoplasmaose-Erreger gelangen häufig durch infizierten Katzenkot ins Erdreich.

Qualvolle Krämpfe

Nach einer Inkubationszeit von drei bis 21 Tagen treten zunächst unspezifische Symptome wie Unruhe, Mattigkeit, Gliederzittern, Schlaflosigkeit und starke Schweißausbrüche auf. Anschließend kommt es zum typischen Krampf der Kaumuskulatur. Das Schlucken wird schwierig, der Mund kann nicht mehr richtig geöffnet werden. Durch den Krampf der Gesichtsmuskulatur scheinen die Erkrankten eigenartig zu „lächeln“. Im weiteren Verlauf greifen die Muskelspasmen auf den ganzen Körper über. Kleinste Reize können heftige ruckartige Krämpfe auslösen, bei denen Muskeln reißen oder sogar Knochen brechen können. Die Betroffenen erleben ihren qualvollen Zustand bei vollem Bewusstsein mit. Da auch die Atemmuskulatur in die Krämpfe miteinbezogen ist, droht der Erstickungstod.

Starkes Nervengift

Auslöser für die Tetanus-Symptomatik sind die von Clostridium tetani produzierten Giftstoffe (Toxine): Tetanolysin und Tetanospasmin. Letzteres bindet an Neuronen und wandert entlang der Nervenbahnen bis zum zentralen Nervensystem (ZNS). Dort blockiert das Toxin die hemmenden Einflüsse auf motorische Nerven, welche folglich überreagieren. Dadurch kommt es zu qualvollen Muskelkrämpfen. Sobald das Gift einmal an Nervenzellen gebunden hat, lässt es sich nicht mehr bekämpfen. Durch die Gabe von humanem Tetanus-Immunglobulin (Tetagam®P) kann noch frei zirkulierendes Toxin neutralisiert werden. Eine antibiotische Therapie kann lediglich die Bakterien als Quelle für weitere Toxinbildung abtöten.

Weltweit verbreitet 

Tetanus ist weltweit verbreitet, jedoch mit großen regionalen Unterschieden. Generell ist die Zahl der Neuerkrankungen rückläufig. Dennoch erkranken und sterben vor allem in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung auch heute noch viele Menschen an dieser Erkrankung. In Deutschland wurden in den letzten Jahren weniger als 15 Tetanusfälle jährlich bekannt, welche überwiegend bei älteren Erwachsenen auftraten.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Bereits kleine Bagatellverletzungen reichen aus, um sich mit dem Erreger des Wundstarrkrampfs zu infizieren.“
  • „Überprüfen Sie im Impfpass, wann Sie das letzte Mal gegen Tetanus geimpft wurden.“
  • „Liegt die letzte Impfung mehr als zehn Jahre zurück, sollten Sie einen Termin zur Impfung bei Ihrem Hausarzt vereinbaren.“
  • „Auch Toxoplasmose-Erreger können sich im Erdreich befinden.“

Wirksamer Schutz

Verletzungen lassen sich niemals ganz sicher vermeiden. Die einzige wirkungsvolle Schutzmaßnahme gegen Tetanus ist die aktive Immunisierung. Laut den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollte mit der Grundimmunisierung bei Säuglingen nach Vollendung des zweiten Lebensmonats begonnen und gemäß dem Impfkalender bis ins Jugendalter vervollständigt werden. Weitere Auffrischimpfungen sind lebenslang alle zehn Jahre notwendig. Der Impfschutz sollte immer im Impfpass dokumentiert werden. Besonders wichtig ist ein aktueller Impfschutz für ältere Personen, welche unter Durchblutungsstörungen leiden, für Diabetiker sowie Personen mit Erkrankungen der Hautoberfläche (z. B. offenes Ekzem).

Verschiedene Impfstoffe

Tetanus-Impfstoffe bestehen aus inaktiviertem Tetanus-Toxin. Neben Einzelimpfstoffen (z.B. Tetanol® pur) stehen zahlreiche Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, beispielsweise Tetanus/Diphtherie (z.B. Td-Immun®), Tetanus/Diphtherie/Pertussis (z.B. Infanrix®) oder Tetanus/Diphtherie/Pertussis/ Polio (z.B. Boostrix®Polio). Fünf- bzw. Sechsfachimpfstoffe bieten weiteren Schutz gegen Haemophilus influenzae Typ b (z.B. Infanrix®-IPV+Hib) sowie Hepatitis B (Infanrix® hexa).

Toxoplasmose 

Eine weitere Erkrankung, die durch den Kontakt mit kontaminierter Erde bei der Gartenarbeit verursacht werden kann, ist die Toxoplasmose. Der Erreger Toxoplasma gondii – ein einzelliger Parasit – gelangt häufig über den Kot von frisch infizierten Katzen ins Erdreich. Unter günstigen Bedingungen, vor allem in feuchter Erde, kann der Erreger lange überleben. Meist verläuft eine akute Toxoplasmose-Infektion symptomlos und bleibt daher unerkannt. Als Zeichen einer überstandenen Infektion lassen sich im Blut Antikörper nachweisen, die dem Betroffenen eine lebenslange Immunität verleihen. Besonders tückisch ist eine Erstinfektion in der Schwangerschaft, da der Erreger durch die Plazenta auf das Kind übertragen wird und bei ihm eine pränatale (vor der Geburt vorhandene) Toxoplasmose hervorrufen kann. Besonders eine Infektion des Fetus zu Beginn der Schwangerschaft führt zu schweren Entwicklungsstörungen oder sogar zum Abort. Erfolgt eine Infektion des Ungeborenen zum Ende der Schwangerschaft, können die Erreger Schäden an den Augen verursachen, die bis zur Erblindung führen können.