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Zuckeralarm? – Entwarnung für Orangensaft

Bild: hansgeel / Adobe Stock

Aus manchen Kindergärten und Grundschulen sind Fruchtsäfte bereits verbannt. Der Grund: ihr hoher Gesamtzuckergehalt. Dieser kann es durchaus mit dem Zuckergehalt vieler Limonaden aufnehmen. Bei einigen Ernährungswissenschaftlern gelten Säfte deshalb als ebenso ungesund wie Cola-Getränke.

Orangensaft senkt Harnsäurespiegel

Dies sei nicht gerechtfertigt, wenden nun zwei Wissenschaftler ein: Professor Reinhold Carle von der Universität Hohenheim in Stuttgart und Professorin Anja Bosy-Westphal von der Universität Kiel. Sie fanden nämlich in zwei Humanstudien positive Effekte beim Konsum von Orangensaft heraus. In den Studien tranken junge Probanden zwei Wochen lang erhebliche Mengen entweder an Orangensaft oder koffeinfreier Cola – und zwar so viel, dass sie damit jeweils 20 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs deckten. Beim Orangensaft waren das dann bei den meisten Probanden rund 1,2 Liter, bei Cola etwa 1 Liter täglich. Im Ergebnis zeigte sich, dass der hohe Orangensaftkonsum den Glukosestoffwechsel nicht beeinträchtigte – im Gegensatz zum Colakonsum. Für Orangensaft fand sich sogar ein sehr willkommener Stoffwechseleffekt: Der Harnsäurespiegel wurde signifikant gesenkt. Die Reduktion des Harnsäurespiegels war bei höheren Ausgangswerten am deutlichsten.

Wirksam gegen Gicht

Erhöhte Harnsäurewerte werden für das zunehmende Auftreten von Gichterkrankugnen in den Industrienationen verantwortlich gemacht. Orangensaft sei in der Lage, Gicht entgegenwirken, betonen die Wissenschaftler. Für den Harnsäure-senkenden Effekt des Orangensafts könnte ihrer Meinung nach sowohl der Gehalt an Vitamin C als auch an Flavonoiden, insbesondere Hesperidin, verantwortlich sein. Für Vitamin C wie auch für Hesperidin sei belegt, dass sie die Ausscheidung von Harnsäure fördern.

Saft zu den Mahlzeiten: keine Körperfettzunahme

Die Forscher kamen in ihren Studien noch zu einem weiteren überraschenden Ergebnis: Selbst ein hoher Orangensaftkonsum von dreimal täglich 400 Milliliter hatte keine negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht – vorausgesetzt, der Saft wurde zu den Mahlzeiten getrunken. Zum Essen getrunken, verringerte der Saft offenbar die spontane Energieaufnahme mit der Mahlzeit, so die Interpretation der Experten. Bei Probanden dagegen, die den Saft zwischen den Mahlzeiten zu sich nahmen, kam es zu einer leichten Zunahme des Körperfetts.

Fruchtsaft als wertvolle Ergänzung

Fruchtsaft, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, könne als wertvolle Ergänzung zu einer Mahlzeit betrachtet werden. So enthalte dieser von Natur aus nicht nur Zucker, sondern auch Vitamine, Polyphenole, Mineral- und Ballaststoffe. Sie empfehlen ein Glas pro Tag. Er könne bedenkenlos konsumiert werden, solange dies nicht literweise zum Durstlöschen geschehe. Dies scheint ohnehin nicht gängige Praxis zu sein. So beträgt der jährliche Pro-Kopf-Konsum an Orangensaft gerade einmal rund 7,5 Liter. Von Limonaden werden dagegen circa 75 Liter pro Kopf und Jahr getrunken.

Beitrag zu den „Fünf am Tag“

„Orangensaft ist eine wertvolle Quelle für Kalium, Folsäure und Vitamin C. Er enthält bioaktive Stoffe wie Carotinoide und Polyphenole mit guter Bioverfügbarkeit“, sagt Professor Reinhold Carle. Ein Glas Fruchtsaft pro Tag, zum Beispiel zum Frühstück, könne eine der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag ersetzen, erklärt der Hohenheimer Ernährungswissenschaftler. Nähme man dagegen den Fruchtsaftverzehr aus den Ernährungsempfehlungen heraus, würde noch nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung die empfohlene Obstmenge erreichen, gibt Carle zu bedenken. Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel