Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Vorsicht beim Duschen: Legionellen: So beugt man Infektionen vor

Wasser läuft aus einer Duschbrause
Legionellen mögen es vor allem feucht-warm und vermehren sich daher besonders gut bei Temperaturen zwischen 25 bis 45 Grad Celsius. | Bild: eshana_blue / Adobe Stock

Kehrt man aus dem Urlaub wieder in die eigenen vier Wände zurück, wurde dort oft viele Tage lang kein Wasserhahn betätigt. Wasser, das in den Leitungen steht, bietet Keimen jedoch gute Vermehrungsbedingungen. 

Dazu gehören vor allem E.-coli-Bakterien, die zu Magen-Darm-Störungen führen können. Eine Gefahr stellen zudem Legionellen dar. Sie ernähren sich von anderen Bakterien und vermehren sich besonders gut in stehendem, 25 bis 45 Grad warmem Wasser.

Legionellen – wenn Erreger in die Lunge gelangen

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien. Zur Gesundheitsgefahr werden sie, wenn erregerhaltige Aerosole eingeatmet werden. Das kann zum Beispiel beim Aufdrehen des Wasserhahns oder beim Duschen der Fall sein. 

Gelangen die Legionellen in die Lunge, können sie eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen. Im Schnitt verläuft jede zehnte Legionellen-Pneumonie tödlich.

Gefährdet sind insbesondere 

  • Ältere, 
  • immungeschwächte oder vorerkrankte Menschen sowie 
  • Raucher. 

Männer erkranken in der Regel ungefähr doppelt so häufig wie Frauen, Kinder hingegen nur selten.

Gut zu wissen: Legionella pneumophila löst häufig Erkrankung aus

Es gibt viele verschiedene Legionellen-Arten, die krankmachend sind. Im europäischen Raum ist jedoch für etwa 90 Prozent der Erkrankungen der Erreger der Spezies Legionella pneumophila verantwortlich. 

Weitere bekannte Legionellen-Arten, die gelegentlich zu Erkrankungen beim Menschen führen, sind unter anderem Legionella anisa, Legionella bozemanii, Legionella longbeachae und Legionella micdadei.

Bei Atemwegssymptomen auch an Legionellen denken

Symptome einer Legionellose machen sich nach einer Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen bemerkbar. Es kommt zu Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Reizhusten sowie hohem Fieber mit Schüttelfrost. 

Das RKI empfiehlt Personen mit besagten Symptomen sich auf Legionellen testen zu lassen. Laut Leitlinie findet dieser Test normalerweise nur bei „wegen einer mittelschweren und schweren Pneumonie hospitalisierten Patienten“ statt.

Bei einem Verdacht auf Legionellen-Erkrankung liefert ein Urintest einen ersten Hinweis auf den Erreger. Weitere diagnostische Untersuchungen müssen dann folgen, um eine wirksame Antibiotikabehandlung zu ermöglichen.

Seit 2001 sind nachgewiesene Legionellen-Infektionen in Deutschland meldepflichtig.

Legionellen-Infektionen vorbeugen: Ersten Wasserdampf meiden

Wurden Dusche oder Wasserhahn längere Zeit nicht betätigt, sollte man zunächst vorsichtig sein. Am besten lässt man erst mal mindestens zehn Sekunden lang das Wasser laufen und verlässt dabei den Raum. Wenn möglich öffnet man währenddessen das Fenster. So vermeidet man, eventuell im ersten Wasserdampf vorhandene Legionellen einzuatmen.

Diese Regel empfiehlt sich im Übrigen sowohl auf Reisen (in Hotelzimmern und Pensionen) als auch – nach längerer Abwesenheit – für die eigenen vier Wände. Wurde die Dusche mehrere Tage nicht benutzt, sollte man sie vor der Nutzung erst mal laufen lassen.

Um zu Hause ein Bakterienwachstum in den Wasserleitungen zu vermeiden, sollte kaltes Wasser mit einer Wassertemperatur von unter 25 Grad Celsius aus der Leitung fließen. Der Warmwasserspeicher (Boiler) sollte das Wasser auf einer Temperatur von mindestens 60 Grad halten. Hierbei werden die Legionellen abgetötet.

Gut zu wissen: Energiesparmodus ungeeignet

Da Legionellen erst ab Temperaturen von 60 °C abgetötet werden, ist der Energiesparmodus bei Boilern, der das Wasser im Wasserspeicher nur auf 50 °C erhitzt, in dieser Hinsicht kontraproduktiv.

Zudem empfiehlt es sich, Wasserhahndüsen und Duschköpfe regelmäßig zu reinigen, da Kalk im Wasser eine Nahrungsquelle für Bakterien darstellt. Auch etwaige Sedimente in den Warmwasserbehältern und Biofilme im Rohrleitungssystem liefern den Legionellen gute Wachstumsbedingungen. Besonders ältere und schlecht gewartete Wasserleitungssysteme sind daher anfällig für Legionellen-Kontaminationen.

Laut dem RKI sollten zudem raumlufttechnische Anlagen, Whirlpools, zahnärztliche (Dental-)Einheiten und Verdunstungskühlanlagen, Nassabscheider sowie Kühltürme regelmäßig auf Legionellen kontrolliert werden. Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI)
- Allianz Gesundheitswelt
 

Gut zu wissen: Wundinfektion durch Legionellen?

Dass Legionellen auch Wundinfektionen verursachen können, ist weniger geläufig. Dennoch berichtet Drifa Frostadottir von der Handchirurgie der Lund Universität in Malmö über einen recht eindrucksvollen Fall der kutanen Legionellen-Infektion:

Eine 61-jährige Frau stellte sich mit hohem Fieber und einem geschwollenen rechten Zeigefinger in der Notaufnahme vor. Die Frau berichtete, dass sie zwei Tage zuvor Rosen geschnitten und sich dabei an einem Dorn verletzt habe – und zwar durch den Gartenhandschuh hindurch. 

Weil es sich um eine massive, relativ offensichtliche Infektion handelte, wurde sofort operiert. Dabei zeigte sich, dass sich die Sehnenscheide des Zeigefingers praktisch komplett aufgelöst hatte. Nur eine Art braunes Gelee sei übrig gewesen. Nach der OP fiel das Fieber, aber die Wunde sonderte weiterhin große Mengen gelben Sekrets ab. Am dritten Tag nach der OP kam aus dem Labor dann die Nachricht, dass Legionella longbeachae identifiziert worden sei.

Daraufhin erhielt die Patientin Levofloxazin 500 mg zweimal am Tag, eines der bei Legionellen-Infektionen empfohlenen Antibiotika.

Der Zustand der Patientin besserte sich rasch und sie konnte nach elf Tagen wieder entlassen werden. Den Zeigefinger kann sie nach Physiotherapie heute wieder ohne jede Beeinträchtigung benutzen.

Insgesamt seien Wundinfektionen durch Legionellen jedoch selten. Quelle: Ärztezeitung / vs