Die „Linke“ PTA Franziska Leschewitz möchte ins Abgeordnetenhaus einziehen: Das Apothekenleben in Berlin verbessern
Geboren wurde Franziska Leschewitz in Rodewisch, einem kleinen Städtchen im sächsischen Vogtland. Nachdem sie im Rahmen eines Schulpraktikums Einblick in das Apothekenleben erhalten hatte, fand sie recht schnell Interesse an einer PTA-Ausbildung. Diese begann sie dann in Zwickau und schloss sie zusätzlich mit dem Erwerb der Fachhochschulreife ab.
Ihre PTA-Schulzeit beschreibt Leschewitz als „sehr hart“, auch wenn sie viel gelernt habe. Als enormen Druck habe sie vor allem empfunden, dass man sich schon in diesem jungen Alter voll und ganz auf die Ausbildung konzentrieren müsse, wobei es in dieser Lebensphase noch viel anderes gebe. Den umfangreichen Stoffplan in zwei Jahren Schulzeit durchzuziehen, empfand die PTA als sehr anstrengend. Aus ihrer Sicht waren viele Lehrkräfte zwar fachlich sehr kompetent, es hätte allerdings an pädagogischem Verständnis gefehlt. Der Umgang mit den oftmals sehr jungen Schülern erfordere sehr viel Fingerspitzengefühl. Zu kurz kam ihrer Meinung nach vor allem die Darstellung des Gesundheitssystems mitsamt seiner Fallstricke. Diskussionen über mögliche Verbesserungen des Gesundheitssystems und ethische Fragen fehlten außerdem. Gefallen hat ihr, dass sie sich während ihrer Ausbildung eine ganze Menge Wissen über Medikamente und ihre Wirkung aneignen konnte. Ein besonderes Steckenpferd von Franziska Leschewitz war schon während ihrer Ausbildung die Biologie.
PTA müssen angemessen bezahlt werden
2009 zog es die junge PTA aus beruflichen Gründen nach Berlin in den Bezirk Spandau. Seitdem arbeitet sie dort in verschiedenen öffentlichen Apotheken. Durch ihre Arbeit als PTA habe sie einen Einblick in das marode Gesundheitswesen bekommen. „Durch extreme Privatisierung der Krankenhäuser sind immer mehr Personal und Kosten zu Ungunsten der Patienten eingespart worden. Analog läuft es in Apotheken. Dies muss sich ändern!“, so Leschewitz. Es werde gespart, wo es gehe – in der Regel beim Personal. In extremen Fällen aber auch an Gerätschaften, die PTA beispielsweise dringend für ihre Arbeit in Labor und Rezeptur benötigten. Des Weiteren seien Apotheken meist auch Kleinbetriebe, hätten somit keinen Betriebsrat, geschweige denn einen umfassenden Kündigungsschutz, kritisiert die PTA. Auch die Bezahlung von PTA sei nicht angemessen in Bezug auf die umfangreiche Ausbildung und die hohen Anforderungen im Berufsalltag. Gerade wenn man bedenke, dass PTA heute Teile des Aufgabenprofils des ehemaligen Pharmazieingenieurs mitübernehmen. Franziska Leschewitz sieht keinen wirklichen Fachkräftemangel. Es gebe genügend PTA, nur seien die Stellenangebote sehr unattraktiv und die Bezahlung im Verhältnis zum stressigen Apothekenalltag einfach nicht angemessen. Es wäre ihrer Meinung nach schon sehr hilfreich, wenn die personelle Besetzung so gestaltet sei, dass man seine Arbeit wie etwa das Herstellen von individuellen Rezepturen etc. ruhig und hochkonzentriert durchführen könne. Davon profitierten natürlich am Ende die Patienten bzw. Kunden. Des Weiteren könnten so Urlaubs- und Fehltage durch z.B. Krankheit besser gepuffert werden. Der Stress beim Personal würde so immens reduziert. Neben allen – vor allem organisatorischen – Problemen hat Franziska Leschewitz ihre Berufswahl bis heute nicht bereut: „Man hat mit Menschen zu tun in der Apotheke: von groß bis klein, von arm bis reich, von jung bis alt. Jeder muss einmal in die Apotheke und ich freue mich, wenn ich bei der Genesung Unterstützung leisten kann“, äußert sich die PTA. Außerdem schätze sie, dass man nie am „Ende“ angekommen sei. Man müsse sich stets weiterbilden und sei damit immer auf einem hohen Wissensniveau.
Den Apothekenkittel gegen ein Hochschulstudium getauscht
Ihren weißen Apothekenkittel hat die PTA inzwischen gegen ein Hochschulstudium eingetauscht und studiert Biologie an der FU Berlin. Um sich das Studium zu finanzieren, arbeitet sie aber weiter in der Apotheke. Auf die Frage, warum sie sich entschieden hat, nach ihrer Ausbildung noch ein Studium anzuschließen, hat die PTA viele Antworten. Zum Einen wollte sie sich noch einmal weiterbilden. Und weil ihr der biologische Aspekt schon während der PTA-Ausbildung, so wichtig und interessant schien, entschied sie sich genau für diesen Studiengang. Natürlich fehle es im PTA-Beruf aber auch ab einem gewissen Punkt an weiteren Karrieremöglichkeiten. Diese biete nur ein Hochschulstudium. Glücklicherweise gebe es beispielsweise in Berlin inzwischen Möglichkeiten, nach einer Berufsausbildung und –erfahrung an die Hochschule zu gehen. Für Franziska Leschewitz ist es eine sehr attraktive Option, auf die PTA-Ausbildung aufzubauen. Jungen Leuten würde sie trotzdem nicht grundsätzlich davon abraten, den PTA-Beruf zu ergreifen, würde den Berufsalltag aber auch realistisch darstellen. „Es ist ein Beruf, der Spaß macht, aber auch viel Durchhaltevermögen erfordert. Außerdem braucht man nette Kolleginnen und Kollegen, damit sich die Arbeit gut verteilen lässt. Solidarität ist eine wichtige Basis auch im Berufsalltag.“, stellt sie klar.
Verbesserungen für Patienten und die Angestellten im Gesundheitssystem schaffen
2013 sei sie zur Politik gekommen, um die „Baustellen“, die sie in ihrer Apothekenzeit kennengelernt habe, anzugehen äußert sich Franziska Leschewitz im Interview mit PTAheute.de. Sie möchte mit ihrer Partei im Gesundheitssystem Verbesserungen für Patienten und die Angestellten schaffen. „Wir brauchen mehr gut bezahltes und dadurch auch motiviertes Personal in Apotheken, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dabei muss das Wohl der Patienten, nicht der Profit im Zentrum stehen.“, so die 27-Jährige.
„Die PTA-Ausbildung und das Pharmaziestudium dürfen nichts kosten!“
Warum sie gerade zur Partei „Die Linke“ gekommen sei, darauf hat Leschewitz eine klare Antwort: Sie wollte sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Ihre Partei fordere bessere öffentliche Dienstleistungen und lehne Privatisierungen bei Wasser, Strom und Wohnraum ab. Sie sei Friedenspartei und lebe die internationale Solidarität. Diese klare Haltung habe sie einfach begeistert. Die Linke stehe zur inhabergeführten Apotheke vor Ort und spreche sich daher gegen Fremdbesitz, gegen Rabattverträge und gegen den Versandhandel aus. „Konkret für PTA und Apotheker setzen wir uns zudem weiter dafür ein, dass Studieren, darunter das Pharmaziestudium, gebührenfrei bleibt. Dabei ist es ungerecht, dass die PTA- und PKA-Ausbildung zu großen Teilen selbst finanziert werden muss. Wenn wir wollen, dass für alle Apotheken auch in Zukunft qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und dass der Beruf attraktiv bleibt, dann darf es keine Ausbildungsgebühren und Praktikumsgehälter unter dem Mindestlohn geben.“, so Leschewitz. Außerdem setze sich die Linke dafür ein, dass möglichst viele Unternehmen und Beschäftigte durch Tarifverträge gebunden sind. Bestehende Tarifverträge dürften nicht auf das Mindestlohnniveau gedrückt werden.