2. Ringversuch 2021: Hydrophile Creme mit Prednisolonacetat
Prednisolonacetat gehört zu den nicht halogenierten Glucocorticoiden und kommt in dermalen Zubereitungen häufig zur Behandlung entzündlicher und pruriginöser Hauterkrankungen zum Einsatz. Der Wirkstoff gehört dabei zu den schwach wirksamen Glucocorticoiden der Wirkstärkeklasse I. Im Vergleich zum Hydrocortison besitzt er eine 4- bis 5-mal höhere Wirkung. Der Rezepturgrundstoff ist mikrofein gepulvert erhältlich. Zur Herstellung dermaler Zubereitungen werden häufig auch Rezepturkonzentrate mit Basiscreme DAC (1% Prednisolonacetat) und Weißer Vaseline (10% Prednisolonacetat) verwendet. Das Stabilitätsoptimum der Substanz liegt bei pH 4,5, der rezeptierbare pH-Bereich zwischen pH 3 bis 7.
Stabil in wasserhaltigen Grundlagen
Prednisolonacetat ist in wässrigen Zubereitungen stabil und in Wasser praktisch unlöslich, ganz im Gegensatz zum Prednisolon. Die letztgenannte Substanz kristallisiert aufgrund ihrer physikalischen Instabilität in Form langer Nadeln aus. Es erfolgt dabei eine Umlagerung von Prednisolon zur schwer löslichen Hydratform. Sollte also in wasserhaltigen Grundlagen Prednisolon verordnet sein, muss dieses gegen Prednisolonacetat ausgetauscht werden. Dieser Austausch kann dabei im Verhältnis 1:1 erfolgen, eine Umrechnung ist nicht nötig. Chemisch gesehen handelt es sich beim Prednisolonacetat um einen Ester der Alkoholform Prednisolon, der wie schon beschrieben in wässrigen Darreichungsformen stabil ist.
Basiscreme DAC als Grundlage
Zur Verarbeitung von Prednisolonacetat in hydrophilen Grundlagen ist Basiscreme DAC gut geeignet, der Wirkstoff liegt darin suspendiert vor. Im NRF existiert dazu auch eine geprüfte Vorschrift. Die fachgerechte Herstellung von 50 Gramm dieser Zubereitung wird im aktuellen Ringversuch bewertet:
Hydrophile Prednisolonacetat-Creme 0,25% NRF 11.35.
- Prednisolonacetat (mikrofein gepulvert) 0,125 g
- Mittelkettige Triglyceride nach Bedarf
- Basiscreme DAC zu 50,0 g
Beim Wirkstoff Prednisolonacetat kann aufgrund der jeweiligen Arzneibuchspezifikation eine Einwaagekorrektur erforderlich sein. Eine solche Korrektur beim Abwiegen muss immer dann berücksichtigt werden, wenn bei der Substanz ein Mindergehalt von mehr als 2 Prozent vorliegt. Die verordnete Menge an Prednisolonacetat muss dann mit einem Korrekturfaktor multipliziert werden, auf diese Weise wird die tatsächlich abzuwiegende Soll-Einwaage erhalten. Anschließend kann die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz auf der Analysenwaage auf einer Wägeunterlage abgewogen werden. Die eigentliche Herstellung ist sowohl auf klassischem Weg in einer Salbenschale mit Pistill als auch mit Hilfe automatischer Rührsysteme möglich.
Manuelle Herstellung
Bei einer Zubereitung in der Salbenschale muss der Wirkstoff vor der Zugabe der Grundlage zunächst mit Mittelkettigen Triglyceriden unter mehrmaligem Abschaben angerieben werden. Auf diese Weise können Wirkstoffagglomerate noch vor der Zugabe der Grundlage beseitigt werden. Bei Arzneistoffmengen über 100 Milligramm empfiehlt das NRF ein Anreiben mit der Flüssigkeit im Verhältnis 1:2. Die erhaltene Suspension muss fast weiß aussehen. Anschließend wird die Suspension mit zwei weiteren Teilen Mittelkettiger Triglyceride versetzt und erneut verrieben. Beim Verstreichen an der Schalenwand dürfen keine Agglomerate mehr zu erkennen sein. Der Ansatz kann dann zunächst mit ungefähr einem Fünftel der Ansatzmenge mit Basiscreme DAC unter häufigem Abschaben verrührt werden. Danach kann schrittweise auf die Gesamtmenge aufgefüllt werden.
Wie üblich bei Suspensionszubereitungen bietet sich als Inprozessprüfung eine Kontrolle auf Wirkstoffagglomerate an. Dazu wird von der fertigen Creme eine Menge von maximal 0,5 g entnommen und diese Probe auf eine Glasplatte ohne Druck gleichmäßig ausgestrichen. Alternativ kann auch eine kleine Menge von höchstens 0,1 g auf einen Objektträger aufgetragen, ein zweiter Objektträger auf den ersten aufgelegt und ohne Scherbewegung aufgedrückt werden. Nun können gegen einen dunklen Hintergrund Feststoffagglomerate als helle Flecken oder Punkte erkannt werden.
Die fertige Zubereitung sollte ein gleichmäßiges und weißes Aussehen haben und unmittelbar nach der Herstellung abgefüllt werden. Bei einer Abgabe in einer Tube beträgt die Aufbrauchsfrist 1 Jahr, für Spenderdosen reduziert sich diese auf 6 Monate.
Alternativ auch automatische Rührsysteme möglich
Die hydrophile Creme kann auch mit Hilfe automatischer Rührsysteme hergestellt werden. Für das Topitec®-Rührsystem existiert eine geprüfte Herstellungsanweisung mit genauen Angaben zu den Geräteeinstellungen. Empfohlen wird dabei die Herstellung der Zubereitung mit Hilfe eines Prednisolonacetat-Konzentrats 10%. Davon müssen 1,25 g abgewogen werden. Bei Verwendung des Konzentrats entfällt im Übrigen ein Anreiben mit Mittelkettigen Triglyceriden.
Zunächst wird in eine 50-g-Kruke die Hälfte der Basiscreme DAC eingewogen und mit dem Spatelmesser glatt gestrichen. Anschließend wird das Rezepturkonzentrat eingewogen und die restliche Grundlage zu 50,0 g ergänzt. Die Einwaage der Bestandteile erfolgt also wie bei Topitec®-Rührsystemen üblich nach dem Sandwich-Verfahren.
Neben dem Rezepturkonzentrat kann auch die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz zur Herstellung verwendet werden. Dann muss aber – wie in der NRF-Vorschrift 11.35. beschrieben – das Prednisolonacetat unter Zusatz von Mittelkettigen Triglyceriden in der Salbenschale zunächst angerieben werden. Erst im zweiten Herstellungsschritt kann im Topitec® mit der Basiscreme DAC gemischt werden. Dazu wird wieder ungefähr die Hälfte der Grundlage in die Kruke eingewogen, anschließend der angeriebene Wirkstoff aus der Salbenschale dazugegeben und mit der restlichen Grundlage aufgefüllt. Um einen luftarmen Mischvorgang zu ermöglichen, sollte der Hubboden möglichst tief auf die eingewogenen Bestandteile geschoben werden.
Tipps zur Beschriftung
Nach Apothekenbetriebsordnung müssen alle wirksamen Bestandteile eines Rezepturarzneimittels auf dem Etikett nach Art und Menge angegeben werden. Falls die Einwaage an Prednisolonacetat aufgrund eines Korrekturfaktors erhöht war, ist bei der Beschriftung darauf zu achten, nur die ursprünglich verordnete Menge an Wirkstoff anzugeben. Bei der Verwendung eines Rezepturkonzentrats zur Herstellung muss auf dem Etikett der tatsächliche Wirkstoffgehalt stehen. Weiterhin müssen im Rahmen der Kennzeichnung alle eingesetzten Hilfsstoffe mit Namen genannt werden. Die ausschließliche Angabe der Grundlage Basiscreme DAC wäre nicht ausreichend.
Frage aus der Rezeptur?
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