Mikronährstoffe: Wenn die Haut juckt und schuppt
Auch wenn die Ursachen einer Neurodermitis beziehungsweise atopischen Dermatitis nach wie vor nicht eindeutig geklärt sind, werden eine genetische Veranlagung, Umweltbelastungen, eine geschwächte Immunabwehr von Haut und Körper sowie verschiedene Trigger wie beispielsweise Nahrungsmittel, Stress, Allergien, Klima und Infekte als auslösende und verstärkende Faktoren diskutiert.
Aus dem Bereich der Ernährung ist der Einfluss von Nahrungsmittelallergien und Ausschlussdiäten auf Neurodermitis-Symptome gut dokumentiert. Welche Effekte essenzielle Biofaktoren wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente auf die Hauterkrankung haben, ist hingegen bislang wenig untersucht worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Behandlung eines atopischen Ekzems kann durch die Gabe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen unterstützt werden.
- Auch bei der Psoriasis sollte auf den Status ausgewählter Biofaktoren geachtet werden.
- Laut Studien können Patienten mit atopischem Ekzem wie auch Patienten mit Psoriasis eher unter einem Defizit von Zink, Vitamin D3 oder Vitamin C leiden.
Zink, Vitamin D3 und C
Zink spielt eine wichtige Rolle im Hautstoffwechsel und bei Zellteilungs- und Wachstumsprozessen. Außerdem kann es die Wundheilung unterstützen, die Immunabwehr stärken und Entzündungen bekämpfen. Ein Zinkdefizit wirkt sich daher negativ auf Funktionen des Hautstoffwechsels aus und kann zu rauer, trockener, schuppiger und entzündeter Haut, trockenen und nässenden Ekzemen, Wundheilungsstörungen und erythematösen Hautaffektionen sowie zu allergischen Hauterkrankungen führen. Von den genannten positiven Effekten des Zinks können auch Neurodermitiker profitieren – und zwar nicht nur in Form einer topischen Anwendung, sondern auch mithilfe einer oralen Zinksupplementation.
Zudem werden positive Wirkungen von Vitamin D3 auf das Neurodermitis-Geschehen diskutiert. Der Biofaktor steuert verschiedene Immunreaktionen der Haut und ist an der Regulierung von Cathelicidinen beteiligt. Cathelicidine sind Peptide mit antimikrobieller Aktivität und wirken als multifunktionelle Abwehrmoleküle der Haut. Die Cathelicidin-Expression ist beim atopischen Ekzem herabgesetzt, was in der Folge Superinfektionen begünstigen kann.
Auch Vitamin C zeigte sich aufgrund seiner verschiedenen Wirkungen auf den Hautstoffwechsel in der Behandlung beim atopischen Ekzem von Nutzen. Ein Vitamin-C-Defizit kann nicht nur Wundheilungsstörungen nach sich ziehen, sondern auch die Entwicklung von Hautkrankheiten wie der atopischen Dermatitis fördern. Dabei gelten Vitamin-C-Infusionen bei akuter Symptomatik und hochdosierte orale Supplemente zur Vorbeugung als grobe Empfehlung. Hinsichtlich der Dosierung wird vom BfR eine Aufnahme von bis zu 1.000 mg Vitamin C täglich über einen längeren Zeitraum als gut verträglich angesehen.
Wie viel Zink pro Tag?
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, je nach Geschlecht, Alter und Phytatgehalt der Ernährung zwischen 7 und 16 mg Zink pro Tag aufzunehmen.
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine Tageshöchstmenge von 6,5 mg Zink in Nahrungsergänzungsmitteln.
- Zum Ausgleich eines Zinkmangels in der Behandlung von Hauterkrankungen, wie dem atopischen Ekzem, sind höhere Tagesdosen von 10 bis kurzfristig 50 mg pro Tag über entsprechend zugelassene, nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zu empfehlen.
- Für Säuglinge empfiehlt die WHO täglich 5 mg, für Kinder vor dem Eintritt in die Pubertät 10 mg Zink.
- Eine Zinkaufnahme – alimentär oder durch Supplemente – bis insgesamt 25 mg täglich führt nicht zu unerwünschten Wirkungen. Wenn längerfristig täglich 50 mg Zink oder mehr aufgenommen werden, erhöht sich das Risiko für die Entwicklung von Anämien, Störungen im Eisen- oder Kupferhaushalt, des Immunsystems oder des Lipidstoffwechsels.
- Zinksupplemente sollten nicht nur gut verträglich sein, sondern auch eine hohe Bioverfügbarkeit besitzen.
Was können Mikronährstoffe bei Psoriasis bewirken?
Durch Psoriasis-Therapeutika wie Glucocorticoide, Ciclosporin, Methotrexat oder Sulfasalazin kann es zu einem Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kommen. Glucocorticoide beispielsweise können zu einer verstärkten Ausscheidung von Magnesium, Kalium und Zink sowie von Vitamin C führen. Zudem erhöhen orale Glucocorticoide das Osteoporoserisiko.
Der Folatantagonist Methotrexat wirkt entzündungshemmend und immunsuppressiv, indem er die Wirkung von Folsäure vermindert, welche die Immunzellen zur Zellteilung benötigen. Methotrexat fördert einen Folsäuremangel und hemmt zudem die Vitamin-B12-Resorption. Sulfasalazin zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis kann wie Methotrexat Aufnahme und Wirkung der Folsäure hemmen. Ciclosporin hingegen fördert die Ausscheidung von Magnesium.
Ausgewählte Mikronährstoffe zeichnen sich auch durch eigenständige Effekte in der Behandlung einer Psoriasis aus. Wegen der entzündungshemmenden und immunmodulatorischen Effekte ist beispielsweise die topische Anwendung von Vitamin D3 in Form der Vitamin-D3-Analoga und Antipsoriatika Tacalcitol oder Calcipotriol seit Langem bekannt. Die wissenschaftliche Datenlage ist zum jetzigen Zeitpunkt noch begrenzt, in Beobachtungsstudien bei Patienten mit Schuppenflechte konnte ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D3-Mangel bereits gezeigt werden.
Auch auf die Zinkversorgung achten
Nicht nur ein atopisches Ekzem, sondern auch eine Schuppenflechte kann durch ein Zinkdefizit gefördert werden. Zudem zeigte eine Zinksupplementation bei Psoriasis positive Effekte – und das nicht nur in Bezug auf die Hautsymptomatik, sondern auch in Bezug auf Prävention und Behandlung der Psoriasis-Arthritis.
Wie erkläre ich es meinem Kunden?
- „Sie leiden unter atopischer Dermatitis? Auch ein Mangel an Zink, Vitamin D3 und/oder Vitamin C kann die Symptome verstärken.“
- „Eine Zinksupplementierung zeigte sich in klinischen Studien bei Neurodermitikern als nützlich und könnte auch bei Ihren Hautbeschwerden helfen.“
- „Bei Ihrer Schuppenflechte könnte Vitamin D3 helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.“
- „Gegen Ihre Schuppenflechte wurde Ihnen Ciclosporin empfohlen? Dadurch kann es zu einem Magnesiummangel kommen. Sprechen Sie beim nächsten Mal Ihren Arzt darauf an. Magnesium kann leicht supplementiert werden.“
Empfehlung für die Apotheke
Neben der klassisch-schulmedizinischen Behandlung von Neurodermitis und Psoriasis empfiehlt es sich, bei betroffenen Patienten auch auf den Mikronährstoffstatus zu achten. Dabei sollte der gezielten Supplementierung defizitärer Biofaktoren wie Zink, Vitamin D3 und Vitamin C gegenüber einer pauschalen Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln der Vorzug gegeben werden.