COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Vergleich von AstraZeneca-Vakzine und mRNA-Impfstoffen: Dritter Corona-Impfstoff vor der Zulassung

Je ein Fläschchen Impfstoff von Moderna, Biontech und Astrazeneca
Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca wird voraussichtlich Ende Januar in der EU zugelassen. Worin unterscheidet er sich von den mRNA-basierten Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna? | Bild: imago images / Christian Ohde

mRNA-Impfstoffe enthalten Teile der Erbinformation des neuartigen Coronavirus in Form von messenger-Ribonukleinsäure. Nach der Impfung bildet der Körper daraus selbst Proteine des Virus. Diese Eiweiße aktivieren das körpereigene Immunsystem und es kommt zu einer schützenden Immunantwort. 

mRNA von Lipid-Nanopartikeln umhüllt

Comirnaty® von Biontech/Pfizer enthält je Dosis 30 µg mRNA. Als Schutz vor extrazellulären Nukleasen, also RNA-spaltenden Enzymen, und auch um die Aufnahme der RNA in die Körperzelle zu erhöhen, ist die Erbinformation mit Lipid-Nanopartikeln umhüllt worden. Auch der Impfstoff von Moderna basiert auf einer Lipid-Nanopartikel-verkapselten mRNA, pro Dosis sind dabei 100 µg enthalten.

AstraZeneca setzt auf Vektor-Impfstoff

Die Vakzine von AstraZeneca gehört dagegen zu den Vektor-Impfstoffen. Bei diesen ebenfalls genbasierten Impfstoffen wird die Erbinformation für das Virus-Protein über ein Transportmittel (Vektor) in den Körper gebracht. Verwendet wird dazu ein abgeschwächtes, nicht mehr vermehrungsfähiges Schimpansen-Adenovirus. Nach der Impfung werden auch hier Virus-Proteine gebildet, die das Immunsystem zu einer Reaktion veranlassen. 

Hohe Wirksamkeit und noch ein paar offene Fragen

Beide bisher zugelassenen mRNA-Impfstoffe konnten in den durchgeführten Phase-III-Studien einen hohen Grad an Wirkung erzielen. Comirnaty® zeigte eine Wirksamkeit von 95 %, die COVID-19-Vakzine von Moderna konnte in 94 % der Fälle einer Erkrankung vorbeugen. Vergleichbare Effektivitäten konnten dabei in allen Untergruppen erreicht werden, also unabhängig von Alter, Geschlecht und Ethnizität sowie bei Patienten aus Risikogruppen.

Ob diese Zahlen auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe erreicht werden können, wird sich in einigen Monaten zeigen. Bisher ist auch noch unklar, wie lange der Impfschutz erhalten bleibt und ob geimpfte Personen SARS-CoV-2 noch weitergeben können. Optimistisch sind Experten dahingehend, dass die Impfungen auch vor der neuen Virusvariante B.1.1.7 schützen. Dieses mutierte Coronavirus, das zuerst in Großbritannien entdeckt wurde, verbreitet sich deutlich schneller. Erste Untersuchungen dazu haben aber gezeigt, dass die durch den Biontech/Pfizer-Impfstoff gebildeten Antikörper auch die neue Virusvariante neutralisieren.

AstraZeneca: Ein Versehen führte zur Dosisfindung

Die Wirksamkeit der Vakzine von AstraZeneca liegt mit 70 % etwas unterhalb der beiden mRNA-Impfstoffe. Aufgrund eines Versehens im Rahmen der klinischen Studien bekam ein Teil der Probanden bei der ersten Impfung nur die Hälfte der vorgeschriebenen Dosis, die zweite Dosis wurde aber normal gegeben. Interessanterweise zeigte AZD1222 bei den Personen unter der verringerten Dosis eine bessere Wirksamkeit. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass bei dem Vektorimpfstoff der Vektor selbst eine Immunreaktion auslöst. Bei der zweiten Dosis könnten dann vorhandene Antikörper gegen den Vektor den Impfstoff teilweise abfangen und so die verminderte Immunität hervorrufen.

Alle drei Impfstoffe werden in den Oberarmmuskel gespritzt, für einen ausreichenden Impfschutz muss dieser zweimal verabreicht werden. Bei der zweiten Impfung muss zwingend der gleiche Impfstoff wie bei der ersten verwendet werden.

Impfreaktionen bei allen drei Impfstoffen möglich

Als Ausdruck der Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff kann es bei allen drei Präparaten zu Impfreaktionen kommen. Diese treten meist innerhalb von Tagen nach der Impfung auf. Klassische Impfreaktionen waren meist Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Bei jüngeren Personen und nach Erhalt der zweiten Dosis traten diese Nebenwirkungen etwas häufiger auf. Im Allgemeinen verliefen diese aber mild oder mäßig ausgeprägt. 

Wer soll nicht geimpft werden?

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren zugelassen, der von Moderna darf ab 18 Jahren angewendet werden. Auch bei der neuen Vakzine von AstraZeneca wird eine Zulassung für eine Immunisierung von Personen ab 18 Jahren angestrebt. Eine Impfempfehlung für Kinder ist laut Robert Koch-Institut bisher noch nicht absehbar, Studien dazu sind aber geplant.

Personen, die bereits eine laboranalytisch bestätigte Infektion mit dem neuartigen Coronavirus durchgemacht haben, werden zunächst nicht geimpft. Menschen mit einer Allergie auf einen der Inhaltsstoffe erhalten ebenfalls keine Impfung. Zur Anwendung von mRNA-Impfstoffen oder Vektor-Impfstoffen in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell noch keine Daten vor. Eine generelle Impfung während der Schwangerschaft wird derzeit daher nicht empfohlen. Hinsichtlich einer Immunisierung in der Stillzeit hält es die STIKO „für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt“.

Lagertemperatur beachten und nicht schütteln!

Comirnaty® muss bei minus 70 °C gelagert werden, beim Moderna-Impfstoff muss es mit minus 20 °C nicht ganz so kalt sein. Die mRNA dieser Impfstoffe ist von kleinen Vesikeln aus Lipid-Nanopartikeln umhüllt. Diese Formulierung ist sehr hitzeempfindlich.

Auch nach dem Auftauen der Präparate gibt es Unterschiede: Der Biontech/Pfizer-Impfstoff kann im Kühlschrank ungeöffnet bei 2 bis 8 °C gelagert werden, muss dann aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist bei Kühlschranktemperaturen für 30 Tage stabil. Nach der Erstbenutzung müssen beide Impfstoffe aber innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Comirnaty® muss vor der Applikation noch mit einer isotonischen NaCl-Lösung verdünnt werden, die Vakzine von Moderna liegt bereits in der endgültigen Konzentration vor.

Beim Umgang mit beiden mRNA-Impfstoffen muss unbedingt darauf geachtet werden, diese keinesfalls zu schütteln. Durch Schütteln wird nach Auskunft von Prof. Klaus Cichutek, Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, die äußerst empfindliche mRNA zerstört. Dies sei allerdings nicht durch eine Sichtkontrolle zu erkennen.

AstraZeneca-Impfstoff kann auch in Arztpraxen angewendet werden

Der Impfstoff von AstraZeneca hat gegenüber den bereits zugelassenen Corona-Vakzinen einen unschlagbaren Vorteil: Das Produkt lässt sich bei 2 bis 8 °C transportieren und lagern. Beim Vorhandensein von genügend Impfdosen stünde daher einer Verabreichung beim Hausarzt nichts mehr im Weg. Die bisher eher schleppend angelaufene Impfkampagne könnte daher durch eine Zulassung des dritten Corona-Impfstoffs einen großen Schritt nach vorne machen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie viele Impfdosen der AstraZeneca-Vakzine dann tatsächlich in Deutschland zur Verfügung stehen. 

Vergleich der drei Impfstoffe

HerstellerBiontech/PfizerModernaAstraZeneca
Art des ImpfstoffsmRNA-ImpfstoffmRNA-ImpfstoffVektor-Impfstoff
Gabe der 2. Impfdosisnach 3 bis 6 Wochennach 4 bis 6 Wochennach 4 bis 12 Wochen
Lagerungbei -70 °C für 6 Monate
bei 2 bis 8 °C für  5 Tage
bei -20 °C für 6 Monate
bei 2 bis 8 °C für 30 Tage
bei 2 bis 8 °C für 6 Monate
Verdünnungmit 1,8 ml steriler Kochsalzlösung 0,9%keine Verdünnungkeine Verdünnung
Erhaltene Impfdosen pro Mehrdosenbehältnis61010
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