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Der besondere Rückblick: Wie eine Klette

Von der Arzneipflanze zur Erfindung des Klettverschlusses. | Bild: pisotckii / AdobeStock

Gerne spielen Kinder ihren Mitmenschen auf Spaziergängen einen Streich. Sehr willkommen sind dafür im Spätsommer stattliche Gewächse am Wegesrand, die jede Menge kleiner, kugeliger „Stachelköpfe“ bieten. Pflückt man sie vorsichtig ab, kann man damit die Erwachsenen oder andere Kinder unbemerkt bewerfen. Die „klebrigen“ Pflanzenteile bleiben dann an Strickjacken, Hosen und Haaren hängen.

„Klebrige“ Früchte

Bei den beliebten Wurfgeschossen handelt es sich um die Früchte der Großen Klette (Arctium lappa). Sinn ihrer „klebenden“ Eigenschaft ist es, dass sie im Fell von Tieren hängen bleiben und auf diese Weise verbreitet werden. Wie stark sie im Tierfell haften, stellte vor 80 Jahren der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral (1907–1990) fest. Immer wieder verfingen sich Klettenfrüchte im Fell seines Hundes. Er fragte sich, dank welcher Eigenschaften die Pflanzenteile einerseits so fest hielten, andererseits aber nach dem Ablösen ihre Haftfähigkeit immer noch behielten.

Elastische Häkchen

Der Ingenieur betrachtete deshalb die Früchte unter seinem Mikroskop. Dabei stellte er fest, dass die borstigen Hüllblätter, die die Klettenfrüchte umgeben, hakig gebogene Spitzen besitzen. Diese elastischen Widerhäkchen gehen auch dann nicht kaputt, wenn man sie aus dem Hundefell oder der menschlichen Kleidung zieht. De Mestral erkannte das als Möglichkeit, auf einfache Weise zwei Komponenten reversibel miteinander zu verbinden. Das war die geistige Geburtsstunde des textilen Klettverschlusses.

Fest im Alltag verankert

Nach jahrelangem Tüfteln meldete Georges de Mestral im Jahr 1951 den Klettverschluss zum Patent an. Das Hakenband besitzt wie die Klettenfrucht eine Vielzahl elastischer Häkchen. Das Flauschband besteht aus lauter feinen geschlossenen Schlingen, die sich in den Häkchen verfangen können. 1959 gründete der Erfinder die Firma Velcro Industries, die 1959 den ersten Klettverschluss auf den Markt brachte. Heute sind Klettverschlüsse fester Bestandteil unseres Alltags – sei es an Schuhen, Rucksäcken, Taschen oder Manschetten von Blutdruckmessgeräten. Auch Kabelbinder oder Astronautenanzüge und vieles mehr machen sich das Prinzip zunutze.

Klette – eine Wurzeldroge

Die Große Klette – Arctium lappa – ist ein Korbblütengewächs, das in Europa und Nordasien heimisch ist. Die bis 1,5 Meter hohe krautige Pflanze wächst bei uns an Weg- und Waldrändern und auf Ödland. Pharmazeutisch ist von der Klette die Wurzel (Bardanae radix) von Interesse. Als traditionelles pflanzliches Arzneimittel wird sie bei Harnwegsbeschwerden sowie bei Appetitlosigkeit und darüber hinaus bei seborrhoischer Haut eingesetzt. Größere Bedeutung haben Klettenwurzel-Auszüge in der Kosmetik, vor allem für die Haarpflege.