Buch-Tipp: Die kleine Apotheke in St. Peter-Ording
Apothekerin Merle ist seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Für ihren Ehemann hat sie ihren Job in der Apotheke aufgegeben und ist zu ihm in die Forschung gewechselt. Doch dann verliert ihr Mann bei einem Arbeitsunfall sein Augenlicht. Er verlangt, dass Merle nicht mehr zur Arbeit geht, um sich um ihn zu kümmern.
Während ihr Mann zur Reha ist, nimmt Merle sich eine Auszeit und besucht ihre Familie in St. Peter-Ording an der Nordsee. Dort trifft sie zufällig auch ihren Kindheitsfreund Mika, dem die örtliche Apotheke gehört. Dabei kommen Gefühle auf, die Merle zu verdrängen versucht. Schließlich muss sie sich entscheiden, welchen Weg sie für ihre Zukunft einschlagen möchte.
Pharmazie und Belletristik sind keine ideale Kombination
Neben dem Gefühls- und Berufsleben der Protagonistin Merle beleuchtet die Autorin auch die Valsartan-Problematik. Mit allzu „pharmazeutischem Auge“ sollte man dieses Buch allerdings nicht lesen. So heißt es beispielsweise: „Das Medikament war mit der krebserregenden Substanz Nitrosamine (!) verunreinigt und höchst gefährlich.“ Oder später: „Auch die Ärzte, mit denen Mika in enger Zusammenarbeit stand, hatten Merles Rat befolgt und sich dazu entschlossen, Valsartan nicht mehr zu verordnen.“ Vielleicht hätte die Autorin das Thema besser nicht, oder nur sehr oberflächlich aufgreifen sollen.
Das tut der Qualität eines seichten Belletristik-Romans aber insgesamt keinen Abbruch. Auch, wenn wie an vielen anderen Stellen statt von HV-Tisch oft von „Tresen“ die Rede ist oder verschwundene BtM-Packungen einfach im System abgeschrieben werden.
Die kleine Apotheke in St. Peter-Ording
Ein Norsee-Roman
von Anni Deckner
Ullstein Taschenbuch
3. Aufl. 2019
248 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-95818-479-4