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Was ist eigentlich das Hochstapler-Syndrom?

Frau bei der Arbeit vor dem Rechner und denkt nach
Wer am Hochstapler-Syndrom leidet, der zweifelt stark an seinen Fähigkeiten und Leistungen und glaubt, andere würden sie überschätzen.
| Bild: fizkes / AdobeStock

Zwei amerikanische Psychologinnen beschrieben Ende der 1970er-Jahre erstmals das Hochstapler-Syndrom. Dabei hatten sie zunächst sehr erfolgreiche Frauen im Fokus. Inzwischen weiß man, dass dieses Syndrom, das auch Impostor-Phänomen (engl. Impostor = Hochstapler) genannt wird, ebenso bei Männern und in vielen Berufsgruppen vorkommt. 

Starke Zweifel an eigener Leistung

Das Hochstapler-Syndrom wird meist auf das Arbeitsleben bezogen, denn insbesondere dort spielt Leistung eine große Rolle. Betroffene leisten viel, sind erfolgreich und bekommen von ihrem Umfeld Anerkennung. 

Dennoch plagen sie große Selbstzweifel. Sie glauben nicht an ihre eigenen Fähigkeiten, sondern schreiben die Erfolge anderen Umständen zu – zum Beispiel glücklichem Zufall, günstigen Zeiten oder der Mitarbeit anderer Personen. Sie glauben, ihren Erfolg nicht verdient zu haben und kommen sich deshalb als Betrüger vor.

Häufige Gedanken des Hochstapler-Syndroms

Auch auf das Privatleben kann sich das Impostor-Phänomen auswirken. Es kommen hier beispielsweise Gedanken auf wie: „Ich bin doch gar nicht so ein toller Mensch, wie mein Partner meint.“ 

Typisch für ein Hochstapler-Syndrom sind auch folgende persönliche Einstellungen: 

  • Ich bin nicht gut genug für das, was ich mache.
  • Eigentlich kann ich gar nicht viel.
  • Ständig habe ich Angst, dass meine Unfähigkeit auffällt.
  • Über Erfolge kann ich mich nicht wirklich freuen.
  • Ich bitte nicht gerne um Hilfe.
  • Komplimente sind mir unangenehm.

Dauerstress birgt Gesundheitsrisiken

Die vermeintlichen Hochstapler fühlen sich ständig überschätzt und haben große Angst, als Betrüger entlarvt zu werden. Daraus resultiert leicht Dauerstress mit nachfolgenden Gesundheitsproblemen wie

  • Kopfschmerzen, 
  • Schlafstörungen 
  • oder Bluthochdruck. 

Außerdem sind Betroffene Burnout-gefährdet, denn um nicht „aufzufliegen“, arbeiten sie besonders hart. 

Keine offizielle Krankheit

Das Hochstapler-Syndrom ist zwar nicht als offizielle Krankheit klassifiziert, doch wer unter dem Phänomen stark leidet, sollte sich Hilfe suchen. Vor allem bei häufig gleichzeitig auftretenden Depressionssymptomen oder Angststörungen ist eine Psychotherapie oder ein Coaching sinnvoll. Quellen:
IKK classic;
Ludwig-Maximilians-Universität München;
D. M. Bravata et al.,
Journal of General Internal Medicine, online 2019 Dec 17 (https://doi.org/10.1007/s11606-019-05364-1).
 

Hochstapler-Syndrom in Kürze

  • Auch als Impostor-Phänomen bezeichnet. Extreme Form des Selbstzweifels.
  • Bezieht sich meist auf das Berufsleben.
  • Betroffene fühlen sich trotz Erfolg und Anerkennung unfähig und glauben, dass die Mitmenschen sie überschätzen, kommen sich als Hochstapler vor und haben Angst vor „Enttarnung“.
  • Häufig verbunden mit Dauerstress und Überarbeitung.
  • Keine offizielle psychiatrische Störung, Psychotherapie kann aber helfen.