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Lasmiditan – in der Pipeline bei Migräne

Bild: Antonioguillem / Adobe Stock

„Die 5-HT1B- und 5-HT1D-Agonisten (Triptane) Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräne-Attacken und sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräne-Attacken, die nicht auf Analgetika oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden“, erklären die Experten der derzeitigen Leitlinie zur Therapie und Prophylaxe der Migräne. Allerdings gibt es Patienten, bei denen aufgrund bestimmter Vorerkrankungen Triptane kontraindiziert sind – zum Beispiel Patienten mit einem Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Anamnese (Krankheitsgeschichte). Auch Patienten mit schwerer Hypertonie (Bluthochdruck), koronarer Herzerkrankung (KHK), einer peripher arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) oder TIA (transitorisch ischämische Attacke) dürfen keine Triptane zur Behandlung ihrer akuten Migräne-Anfälle einnehmen. 

Triptane kontrahieren auch Herzgefäße 

Der Grund: Die Wirkstoffe greifen an Serotoninrezeptoren (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) an, und zwar speziell an den Subtypen 1B und 1D (5-HT1B und 5-HT1D ). Triptane kontrahieren (zusammenziehen) die bei einer Migräne-Attacke erweiterten cerebralen Blutgefäße, hemmen die Freisetzung von Neuropeptiden und reduzieren die Entzündung sowie die zentrale Schmerzleitung im Trigeminus. 

Die 5-HT1B und 5-HT1D -Rezeptoren finden sich jedoch nicht ausschließlich an intracraniellen (innerhalb des Schädels) Gefäßen – wie bei Migräne gewünscht –, sondern sie wirken auch vasokonstriktorisch an peripheren Gefäßen, zum Beispiel am Herzen. Diese Serotoninrezeptoren werden für die kardiovaskulären Nebenwirkungen der Triptane verantwortlich gemacht – so zum Beispiel Koronarspasmen. Auch wurde in seltenen Fällen unter Triptanen das Auftreten von myokardialer Ischämie (Minderdurchblutung) oder von Myokardinfarkt berichtet. 

Lasmiditan – wenn Triptane kontraindiziert sind 

Für Migränepatienten mit kardiovaskulären Erkrankungen könnte sich jedoch bald eine Therapieoption auftun – mit Lasmiditan. Lasmiditan wirkt – wie auch die Triptane – am Serotoninrezeptor, jedoch nicht an den Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv an 5-HT1F. Welche exakten Effekte Lasmiditan auf molekularer Ebene auslöst, ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft unbekannt. Hinsichtlich der Wirksamkeit scheint Lasmiditan bislang zu überzeugen : „Die Studien haben gezeigt, dass Lasmiditan in Dosen von 100 mg bis 200 mg vergleichbar gut bei akuten Migräne-Attacken wirkt wie auch Triptane“, gab Professor Manfred Schubert-Zsilavecz beim Pharmacon in Meran jüngst seine Einschätzung. Seiner Ansicht nach ist die Entwicklung von Lasmiditan nicht auf die unzureichende Wirksamkeit der Triptane zurückzuführen, er spricht eher von einer „Lückenindikation“, und zwar genau für die Migränepatienten, die Triptane nicht einnehmen dürfen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schwindel, Benommenheit oder Schläfrigkeit, Kribbeln oder taubes Gefühl der Haut und Müdigkeit. Die Zulassung von Lasmiditan ist in den Vereinigten Staaten bereits eingereicht, diese könnte 2019 noch erfolgen. 

Hersteller von Lasmiditan ist das Bad Homburger Pharmaunternehmen Eli Lilly. Der jüngste Erfolg des pharmazeutischen Unternehmens ist der CGRP-Antikörper Galcanezumab in Emgality®. Dieser erhielt im September 2018 in den USA und im November 2018 in der EU die Zulassung. Allerdings ist – ungleich zu Lasmiditan – Galcanezumab keine Akuttherapie bei Migräne, der CGRP-Antikörper wird zur Prophylaxe bei mindestens vier Migränetagen monatlich eingesetzt. Diese Indikation teilt er sich mit Erenumab (Aimovig®) und Fremanezumab (Ajovy®).