Augenfarbe nach Wunsch – Straßburger Arzt macht es möglich
Ein «tropisches» Grün? Ein «nussiges» Zimt-Braun? Oder doch lieber ein «fesselndes» Riviera-Blau? Zwischen diesen und weiteren Farben können Kundinnen und Kunden eines Straßburger Arztes wählen - es geht um ihre Augen. Für 5900 Euro pro Person ändert der Mediziner Francis Ferrari in der elsässischen Stadt regelmäßig Augenfarben. Deutsche Experten warnen jedoch vor Risiken.
Mit Laser und Spatel zur Wunschfarbe
Doch wie ändert man Augenfarben? Ferrari greift dabei auf Lasertechnik zurück. Mit einem sogenannten Femtosekundenlaser schafft er innerhalb der Hornhaut des Auges einen Hohlraum - ringförmig mit einer Aussparung für die Pupille. Über zwei kleine Schnitte bringt Ferrari dann die gewünschten Pigmente in die Hornhaut ein und nutzt dafür einen kleinen sichelförmigen Spatel.
Die Kunden bleiben wach, sie bekommen lediglich betäubende Augentropfen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde ist alles vorbei. Die beliebteste Farbe sei das helle Riviera-Blau, sagt Ferrari. 70 Prozent seiner Kunden seien Frauen. Der Effekt sei ähnlich dem von gefärbten Kontaktlinsen.
Augenfarbe als Ausdruck der Persönlichkeit
Die Augenfarbe steht im Pass, manch einer zieht aus ihr Rückschlüsse auf den Charakter, andere sehen in den Augen sogar die «Spiegel der Seele». Also warum wollen Menschen da eine Veränderung?
Ein 37-jähriger Franzose, der seinen Namen nicht nennen mag, sitzt am Tag vor seinem Eingriff im Wartezimmer von Ferraris Praxis. Der gepflegte Mann mit krausen, dunklen Haaren und akkurat gezupften Augenbrauen hat gerade sein Vorgespräch hinter sich und erzählt, was ihn zu dem Eingriff treibt. «Es ist dieser Wunsch, ein Erscheinungsbild zu haben, das mehr zu der eigenen Vorstellung von sich selbst passt.» Er will von braunen zu hellblauen Augen kommen - und einen «strahlenderen, faszinierenderen Blick» erlangen.
Eine andere Kundin - eine 24 Jahre alte Deutsche aus Gießen mit knallrot gefärbten Haaren - nennt ihre Liebe zu Farben als Grund für die OP. «Ich mag alles, was bunt ist», sagt sie. Den Eingriff vergleicht sie mit Haarefärben. Und fügt hinzu: «Man kann es einfach probieren.»
Dauerhaft und nicht ohne Folgen
Doch der Eingriff sei unumkehrbar, gibt Walter Sekundo, Direktor der Universität-Augenklinik Marburg, zu bedenken. «Die Hornhaut wird in gewisser Weise tätowiert.» Eine unmittelbare gesundheitliche Gefahr sieht der Experte nicht - die Farben seien medizinisch zugelassen, der Femtosekundenlaser arbeite sehr genau.
Das High-Tech-Gerät schneide dabei nicht von außen in die Hornhaut, sondern löse vielmehr unzählige winzige Explosionen in ihrem Inneren aus. Dadurch entstehe der Hohlraum, der dann mit Farbe gefüllt werde. Andere Techniken, die zum Ändern der Augenfarbe genutzt werden, seien da viel gefährlicher, warnt Sekundo.
In Panama beispielsweise setzen Chirurgen Iris-Implantate ein - mit zweifelhaften Ergebnissen. Das Implantat wird dabei in der vorderen Augenkammer platziert, dem winzigen Raum zwischen Hornhaut und Iris. Diese Technik berge gravierende Risiken, sagt der Mediziner. Zum Beispiel könne grüner oder grauer Star entstehen. Manche Patienten verlören gar ihr Augenlicht.
Ein langfristiges Problem sieht Sekundo jedoch auch bei der Technik, die Francis Ferrari in Straßburg anwendet. Bei Augenoperationen, zum Beispiel bei grauem Star, seien Chirurgen darauf angewiesen, die Pupille möglichst stark zu weiten, um gute Sicht ins Auge zu haben. Sei jedoch die Hornhaut tätowiert, könne der Einblick ins Auge erschwert werden - denn der gefärbte Bereich überdecke zum Teil die Pupillenöffnung.
Martin Spitzer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), ist weitaus skeptischer. Es fehlten Langzeiterfahrungen zu der Technik sowie spezielle Sicherheitsstudien zu dem Farbstoff. Außerdem lasse das kosmetische Ergebnis möglicherweise zu wünschen übrig, denn mit der Technik könne die echte Irisstruktur nicht nachempfunden werden.
Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Belege, ob durch den Eingriff nicht die Fahrtüchtigkeit bei Nacht eingeschränkt wird. «Ich würde aufgrund der bislang nur sehr geringen Datenlage von dem Eingriff abraten», sagt Spitzer. Die Operationstechnik sollte zuerst im Rahmen von unabhängigen wissenschaftlichen Studien evaluiert werden. Quelle: dpa/sn