Studium für PTA
PTA – Der Beruf
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Pharmaziestudium – auch ohne Abitur ein machbarer Weg: Von der PKA zur Apothekerin

junge Frau steht im HV einer Apotheke
PTA und Apothekerin Aline Jentzsch arbeitet in der Moritz-Apotheke in Meißen. | Bild: Privat

PTA haben vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch ohne Abitur ist es möglich, mit ausreichender Berufspraxis einen Platz für ein Pharmaziestudium zu erhalten. Der Weg ist nicht unbedingt immer einfach und bringt einige Tücken mit sich, aber er ist dennoch machbar, wie uns Aline Jentzsch in einem Interview verraten hat. Sie hat den Weg des Pharmaziestudiums als PKA und PTA gemeistert und hat uns einen Einblick in ihren Werdegang verschafft.

Frau Jentzsch, warum haben Sie sich für die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke entschieden?

Aline Jentzsch:

Ich arbeite sehr gerne in der öffentlichen Apotheke, da jeder Tag anders ist: ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld mit täglich neuen Herausforderungen. Es geht nicht nur darum, Rezepte entgegenzunehmen, sondern auch Wechselwirkungen der verordneten Medikamente im Auge zu behalten und Ansprechpartner für Fragen zu allen Arzneimitteln zu sein. 

Viele Apotheken kümmern sich um die Arzneimittelversorgung von Heimen, im Labor werden individuelle Rezepturen hergestellt, Gesundheitschecks werden durchgeführt und es gibt noch viele weitere Aufgaben.

Von der PKA zur PTA

Wie und warum sind Sie nach Ihrer abgeschlossenen PKA-Ausbildung zur PTA-Ausbildung gekommen?

Aline Jentzsch:

Nach meiner abgeschlossenen PKA-Ausbildung in der Klinikapotheke Lübben habe ich ein Jahr in der Markt-Apotheke in Luckau gearbeitet. Die Arbeit hat mir sehr viel Freude bereitet, ob es nun die Großhandels-, die Direktbestellungen oder die Gespräche mit den Vertretern waren. 

Dennoch hat mich das Tätigkeitsfeld im Handverkauf und im Labor sowie die Rezeptur sehr interessiert. Meine damalige Chefin hat mir die verschiedenen Tätigkeitsfelder gezeigt und mich so zur PTA-Ausbildung ermutigt. 

Nachdem ich die Ausbildung gemeistert und mein praktisches Halbjahr bei ihr absolviert hatte, merkte ich, wie richtig diese Entscheidung war.

Studieren ohne Abitur – PTAheute gab den Impuls

Frau Jentzsch, wann und warum entstand Ihr Wunsch, Pharmazie zu studieren, und wie haben Sie das Ganze in Angriff genommen?

Aline Jentzsch:

Ich wollte einfach mein Wissen erweitern und suchte nach einer neuen Herausforderung, um mir selbst zu beweisen, was ich alles schaffen kann. Auch hierbei hat mich meine damalige Chefin motiviert und gab mir den Tipp, dass es wohl an einigen Universitäten möglich sei, auch ohne Abitur Pharmazie zu studieren. Sie zeigte mir damals einen Artikel von PTAheute über das „Pharmaziestudium ohne Abitur“

Daraufhin informierte ich mich genauer über die jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen für die einzelnen Bundesländer. Ich entschied mich für das Hochschulzulassungsverfahren in Thüringen.

Zur Prüfung, ob die Voraussetzungen für eine Hochschulzugangsberechtigung vorliegen, musste ich verschiedene Unterlagen, u. a. das Zeugnis des Realschulabschlusses sowie der PKA- als auch der PTA-Ausbildung, einreichen. Anhand dieser Dokumente wurde eine Durchschnittsnote errechnet, diese mit dem NC abgeglichen und anschließend eine Hochschulzugangsberechtigung ausgestellt. 

Da die Hochschulzulassung auf das Bundesland in dem sie beantragt wurde, begrenzt ist, ging meine Bewerbung für die Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena an Hochschulstart.de raus. Im August des selbigen Jahres bekam ich dann die Zusage für den Studienplatz Pharmazie.

Gut zu wissen: Was ist ein NC?

NC ist die Abkürzung für Numerus clausus. Wenn es für einen Studiengang einen NC gibt, heißt das, dass es nur eine bestimmte Anzahl von Plätzen gibt. Umgangssprachlich wird mit NC auch der Notendurchschnitt vom Abitur bezeichnet, den man braucht, um einen Platz in einem Studiengang zu bekommen.

Studieren ohne Abitur – die Stolpersteine

Erzählen Sie uns doch ein bisschen was über Ihren Weg durchs Studium. Welche Hürden haben Sie gemeistert und wie erging es Ihnen während Ihrer Studienzeit?

Aline Jentzsch:

Das Pharmaziestudium war für mich wirklich sehr hart und hat mir viel Eigendisziplin und Fleiß abverlangt. Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Worte zur Einführungsveranstaltung: „Schaut mal nach rechts und nach links. Am Ende wird es nur einer von euch schaffen!“ Das damals zu hören war hart, aber leider entsprach es im Nachhinein auch der Wahrheit.

Gerade im Grundstudium hatte ich einiges in Mathematik, Physik und Chemie aufzuholen. Es kann schon frustrierend sein, wenn man in der ersten Mathevorlesung sitzt und keinen blassen Schimmer von Integral- und Differentialrechnung hat. Aber auch dafür kann man Lösungen finden. So hatte ich z. B. für Mathematik einen tollen Nachhilfelehrer, der mir weiterhelfen konnte. 

An der FSU Jena hatten wir außerdem auch Tutoren, die uns mit Rat und Tat in den Laborpraktika zur Seite standen oder die in verschiedenen Fächern Tutorien hielten. Der Kontakt mit Kommilitonen und der gegenseitige Austausch, wie z. B. in Lerngruppen, war außerdem sehr hilfreich, um gut durch das Studium zu kommen. Aber auch die Dozenten waren immer für einen da, wenn man auf sie zugegangen ist und seine Probleme geschildert hat.

Neben den Vorlesungen und dem Lernen gab es noch viele Laborpraktika, die man ableisten und bestehen musste. Meistens hatte ich von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr Vorlesungen und von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr Laborpraktika. Danach hatte ich aber keineswegs Feierabend, sondern musste noch Protokolle schreiben und Nacharbeitungen machen. 

Hier hatte ich als PKA bzw. PTA einen Vorteil, weil ich solche langen Tage bereits aus dem Berufsalltag kannte. Die Kommilitonen, die frisch vom Gymnasium kamen, taten sich da doch sehr viel schwerer. Die Praktika waren zeitlich und auch inhaltlich immer straff und fanden teilweise auch in der vorlesungsfreien Zeit statt.

Das klingt nach einer abwechslungsreichen aber dennoch anstrengenden Studienzeit. Wie ging es bei Ihnen dann weiter?

Aline Jentzsch:

Nachdem ich das erste Staatsexamen erfolgreich bestanden hatte, wurde es im Hauptstudium etwas entspannter und auch die pharmazeutischen Themen wurden mehr. Da hatte ich als PTA dann auch tatsächlich einige Vorteile, vor allem in der Herstellung von Rezepturen und dem Kennenlernen der jeweiligen Wirkstoffe und ihren Mechanismen. 

Außerdem hatte ich den Vorteil, dass ich während der Studienzeit als PTA in der Apotheke arbeiten konnte. So habe ich den Anschluss nie verpasst und konnte mir das Studium finanzieren. Ich hatte das Glück, dass mein Chef in der Moritz-Apotheke auf meine individuellen Bedürfnisse in den Lernphasen einging und mich im Studium unterstützte.

Als ich alle Scheine für das Hauptstudium zusammen hatte, folgte das zweite Staatsexamen. Dieses habe ich im Oktober 2020 erfolgreich bestanden. Ich bin absolut kein Maßstab, da ich länger gebraucht habe, aber trotz aller Schwierigkeiten und Hürden hätte ich freiwillig nie aufgegeben. Und wie man sieht, ist es möglich, ohne Abitur Apothekerin zu werden!

Dritter Bildungsweg eröffnet PTA neue Möglichkeiten

Seit fast zehn Jahren gibt es deutschlandweit die Möglichkeit, sich über den sogenannten dritten Bildungsweg per Berufspraxis oder mittels Hochschulzugangsprüfung für ein Studium an einer Hochschule zu qualifizieren. So kann etwa die Note der PTA-Prüfung die Abitur-Note bei der Bewerbung um einen Studienplatz ersetzen oder aber die Note der Hochschulzugangsprüfung, wenn diese gefordert wird. Auch in Fächern mit beschränkter Zulassung, wie Medizin und Pharmazie, ist ein Studium ohne allgemeine Hochschulreife möglich.

Gerade für ambitionierte PTA kann ein Pharmaziestudium eine Option sein, sich beruflich weiterzuentwickeln. Eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es hierzu nicht. Das Hochschulwesen ist Ländersache und so variieren die Möglichkeiten für PTA von Universität zu Universität. Meist werden verschiedene Voraussetzungen gefordert. 

Die Nachfrage bei der zuständigen Fachstudienberatung oder dem Studiendekan für Pharmazie der jeweiligen Universität, lohnt sich immer, um genauere Informationen über die entsprechenden Zugangsvoraussetzungen zu erhalten.

 Was würden Sie sich für die Zukunft in der öffentlichen Apotheke wünschen?

Aline Jentzsch:

Ich würde mir wünschen, dass das Bewusstsein für die Apotheke vor Ort und deren Wichtigkeit gestärkt wird. Gerade in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie unverzichtbar öffentliche Apotheken sind, und die meisten Kunden haben besonders in dieser Situation mehr denn je zu schätzen gelernt, was die Vor-Ort-Apotheken jeden Tag leisten. 

Nach wie vor sind Apotheken wichtige Eckpfeiler des deutschen Gesundheitssystems und müssen als solche bewahrt bleiben, um auch weiterhin die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Ich hoffe, wir bekommen weiterhin die Aufmerksamkeit und politische Perspektiven, damit die Vor-Ort-Apotheken weiterhin bestehen bleiben. Auch die vielen Leistungen der Pharmazeuten sollten mehr in den Fokus gerückt werden und auch aus politischer Sicht mehr Unterstützung finden.

Mehr Teamgeist in den Apotheken

Was würden Sie sich von der Apothekenleitung gegenüber PTA wünschen?

Aline Jentzsch:

Ich empfinde es als äußerst wichtig, dass man als Apothekenleitung das „Wir-Gefühl“ im Team stärkt. Von der Reinigungskraft bis zur Apothekenleitung – alle arbeiten zusammen für ihre Kunden. Ein gutes Miteinander sorgt für einen einheitlichen und stimmigen Auftritt, so wie ein Team auch sein sollte. Dafür bedarf es Teamgeist, Vertrauen und einer guten Kommunikation untereinander. 

Genauso wichtig ist die Wertschätzung gegenüber allen, da z. B. eine PKA genauso wichtig ist wie eine PTA. Eine Apotheke funktioniert nur vorne gut, wenn auch hinten alles glatt läuft. Aber auch die individuelle Förderung jedes Einzelnen ist wichtig und sollte von der Apothekenleitung im Blick behalten werden.

In meiner Praktikumsapotheke werden unsere Fortbildungswünsche vom Chef großzügig unterstützt. So sind wir immer auf dem neusten Stand, was Beratung und Backoffice angeht. Ich finde, das sollte in jeder Apotheke so sein. 

Außerdem finde ich wichtig, dass die Apothekenleitung, die in ihrem Betrieb PTA oder Pharmaziepraktikanten ausbildet, diese auch intensiv unterstützt. Ich habe leider schon sehr oft von Kommilitonen negative Erfahrungen zu hören bekommen. Die praktische Ausbildung ist ein sehr entscheidender Faktor und sollte nur von solchen Apotheken ausgeführt werden, die sich dieser Aufgabe bewusst sind und sie entsprechend ausführen.

Würden Sie jungen Menschen den PTA-Beruf empfehlen?

Aline Jentzsch:

Definitiv! Der PTA-Beruf ist ein toller und überaus wichtiger Beruf, denn Verantwortung und Wissen stehen im Vordergrund. Menschen haben täglich und immer wieder mit Krankheiten zu kämpfen – die Versorgung mit Arzneimitteln muss also dementsprechend und grundsätzlich sichergestellt werden. Für diesen Job gibt es neben Apothekern und PTA keine besser geeigneten Experten.

Als PTA ist man eine sehr vielseitig einsetzbare Fachkraft. Die Qualifizierung reicht von der Arbeit an Forschungsprojekten bis hin zum Außendienst der Industrie. Am häufigsten arbeiten PTA in öffentlichen Apotheken. Der tägliche Kundenkontakt kann dabei sehr erfüllend sein. 

Es gibt natürlich, wie überall, auch mal weniger schöne Erlebnisse, aber die positiven überwiegen. Wenn man gerne mit Leuten zu tun hat, gerne knifflige Probleme löst und hilfsbereit ist, dann ist PTA genau der richtige Job – denn es ist ein vielseitiger Beruf mit Zukunft.

Wir bedanken uns bei Aline Jentzsch für das Interview und den Einblick auf ihren Weg durchs Pharmaziestudium, den wir von ihr gewinnen konnten. Wir wünschen Aline Jentzsch weiterhin alles Gute!

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