ganz natürlich: Inkontinenz bei Haustieren: Nass geworden
Ein typischer Fall in der Tierarztpraxis: Eine zehnjährige Mischlingshündin verliert seit einiger Zeit Urin. Morgens ist ihr Körbchen nass. Auch beim Aufstehen oder während des Laufens tröpfelt sie immer häufiger. Eine Blasenentzündung kann der Arzt aber ausschließen. Die Hündin leidet allerdings unter einer altersbedingten Arthrose mit erschwertem Aufstehen und einer schwachen Hinterhand. Der Tierarzt diagnostiziert daher bei der Hündin eine altersbedingte Harninkontinenz.
Fehlendes Estrogenbeeinflusst Blasenmuskulatur
Bei einer Harninkontinenz können betroffene Hunde und Katzen den Urin nicht bewusst zurückhalten, was zu ungewolltem Harnabgang führt. Tierhalter finden daher häufig Urinpfützen oder -flecken in der Wohnung beziehungsweise außerhalb der Katzentoilette. Zudem setzen die Vierbeiner unvermittelt größere oder kleinere Mengen Urin ab oder haben Schwierigkeiten beim Harnabsatz.
Mögliche Ursachen für eine Inkontinenz sind angeborene Fehlbildungen wie eine Fehlstellung der Harnleiter oder eine unvollständig geschlossene Harnröhre. Dadurch gelangt der Urin nicht ordnungsgemäß in die Blase oder fließt nicht richtig aus ihr ab, was zu einer Inkontinenz führt.
Bei älteren Hunden und Katzen ist eine Schwäche der Blasenmuskulatur keine Seltenheit. Ein altersbedingter Abbau der Muskulatur und eine verminderte Leitfähigkeit der Nerven können die Kontrolle über die Funktion der Blase herabsetzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einer Harnkontinenz können betroffene Hunde und Katzen den Urin nicht bewusst zurückhalten, was zu ungewolltem Harnabgang und Harnabsatzstörungen führt.
- Neben verschiedenen körperlichen Ursachen wie etwa Fehlbildungen, schwacher Blasenmuskulatur oder Diabetes mellitus können auch Aufregung, Stress, seelische Traumata oder Ängste eine Harninkontinenz verursachen.
- Die komplementärmedizinische Therapie richtet sich nach der Ursache und umfasst homöopathische Einzel- und Komplexmittel.
- Pflanzliche Präparate enthalten vor allem Cranberry, D-Mannose und Brennnessel.
Bakterien und Nervenschädenschwächen die Blase
Bakteriell bedingte Blaseninfektionen können die Blasenschleimhaut reizen, die normale Funktion der Blasenmuskulatur beeinträchtigen und so die Blase schwächen, was zu häufigem, aber auch unkontrolliertem Urinabgang führen kann. Während bei Hunden jeden Alters eine bakterielle Infektion nicht ungewöhnlich ist, werden Blasenentzündungen bei Katzen eher durch Harngrieß beziehungsweise Harnsteine ausgelöst.
Als weitere Ursachen sind Erkrankungen des Nervensystems, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule wie Bandscheibenvorfälle oder Wirbelsäulentraumata durch Unfälle zu nennen. Diese können Nerven schädigen, die die Blase und den Blasensphinkter innervieren, was nicht nur eine Blasenlähmung, sondern auch eine Harninkontinenz nach sich ziehen kann. Auch Tumoren im Bereich der Harnorgane können Druck ausüben und auf diese Weise eine Harninkontinenz verursachen.
Zudem kommt es gerade bei älteren Hunden und Katzen zu Erkrankungen, die eine Harninkontinenz auslösen können, wie Diabetes mellitus, Wirbelgelenkarthrose (Spondylose), Blasensteine oder Niereninsuffizienz.
Auch Aufregung, Stress, seelische Traumata oder Ängste können bei Hunden und Katzen zu einer Harninkontinenz führen. Da es sich dann allerdings nicht um körperliche Ursachen handelt, spricht man hier besser von Unsauberkeit beziehungsweise Harnmarkieren oder Markierverhalten.
Harnabgang in Ruhe und bei Nacht
Ein typisches Symptom ist häufiges Absetzen kleiner Urinmengen in der Ruhephase: Die betroffenen Tiere verlieren Urin, wenn sie liegen oder schlafen. Es kommt zu vermehrtem nächtlichen Urinabsatz und/oder zu Harnträufeln beim Aufstehen, im Spiel, beim Bellen oder durch Aufregung. Häufig liegen gleichzeitigBeschwerden einer Blaseninfektion mit Miktionsbeschwerden oder Blut im Urin vor. Zu den Begleitsymptomen gehören – neben den Beschwerden einer möglichen Grunderkrankung – vor allem starker Durst, Müdigkeit und Erschöpfung.
Katzen sind sehr reinlich, weshalb sie eine Harninkontinenz und die entsprechenden Verschmutzungen als sehr belastend empfinden. Dies kann sich an Verhaltensänderungen, aber auch an übermäßigem Putzzwang zeigen.
Arzneimittel und Operationen
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und hängt von der Lebensqualität des Vierbeiners, dem Leidensdruck des Tierhalters und den Risiken und Kosten der Behandlung ab. Chirurgische Maßnahmen stehen bei angeborenen Fehlbildungen, Tumoren oder Erkrankungen der Wirbelsäule im Vordergrund.
Tritt die Inkontinenz als Folge einer Sphinkterschwäche auf, werden Sympathomimetika wie Phenylpropanolamin oder Ephedrinhydrochlorid eingesetzt. Sie erhöhen den Muskeltonus und unterstützen den Schließmuskel in seiner Funktion. Bei einer hormonell bedingten Harninkontinenz werden zusätzlich synthetische Estrogene empfohlen. Falls eine Blasenentzündung vorliegt, erfolgt die Behandlung in der Regel mit Antibiotika.
Komplementärmedizinische Mittel
Auch hier richtet sich die Therapie nach der Ursache. Es versteht sich von selbst, dass bei angeborenen Fehlbildungen oder Tumoren eine Selbstmedikation mithilfe naturheilkundlicher Mittel durch den Tierhalter nicht infrage kommt. Falls es sich um Erkrankungen der Wirbelsäule als Ursache für die Inkontinenz handelt, kann eine Add-on-Therapie in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten erfolgen. Petroselinum D30, einmal täglich eine Dosis von fünf Globuli, passt laut der homöopathischen Lehre zu einer Inkontinenz aufgrund einer Blasenlähmung mit plötzlichem Harndrang und nächtlichem Einnässen, zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall. Wenn es nach einem Bandscheibenvorfall zu starken Schmerzen, Bewegungsstörungen der Hinterbeine, einem gekrümmten Rücken und verkrampften Bauch sowie einem gestörten Harn- und Kotabsatz kommt, empfehlen Homöopathen Nux vomica D12. Es wird zweimal täglich eine Dosis von je fünf Globuli gegeben.
Falls es sich um eine hormonell bedingte Harninkontinenz älterer Hündinnen handelt, kann Sepia D12 helfen. Die Hündin erhält ein- bis zweimal täglich jeweils fünf Globuli bis zur Besserung der Beschwerden.
Wie erkläre ich es meinen Kunden?
- „Ihr Hund leidet seit dem Bandscheibenvorfall unter Harninkontinenz? Da passt Nux vomica D12. Geben Sie Ihm in Absprache mit Ihrem Tierarzt zweimal täglich fünf Globuli.“
- „Für Ihre kastrierte Hündin empfehle ich Ihnen Sepia D12. Das soll gegen die Inkontinenz helfen. Geben Sie Ihr zweimal täglich fünf Globuli.“
- „Seit dem Autounfall leidet Ihre Katze unter stressbedingter Unsauberkeit und verliert häufig Urin? Ich empfehle Ihnen, einen Verhaltenstherapeuten für Tiere aufzusuchen, der kann Ihrer Katze bestimmt helfen.“
Homöopathie für die Psyche
Wenn die Inkontinenz psychisch bedingt ist und durch Aufregung, Überaktivität oder Ängste verursacht wird, kann Phosphorus D30 helfen. Im Akutfall werden bis zu dreimal täglich je fünf Globuli gegeben. Liegt die Ursache eher in einem seelischen Trauma oder wird durch Stress ausgelöst, empfehlen Homöopathen Ignatia C30. Die Dosierung erfolgt hier immer individuell nach Anweisung des Therapeuten. Meist benötigen die betroffenen Vierbeiner in solch einem Fall zusätzlich eine begleitende professionelle Verhaltenstherapie.
Bei einer Blasenschwäche im Alter mit Inkontinenz während des Schlafes, Tröpfeln während des Aufstehens oder Laufens sowie den typischen Symptomen einer Altersarthrose wie sie zu Anfang beschrieben wurde, passt das homöopathische Mittel Causticum D30. Auch hier erfolgt die Dosierung nach Anweisung des Homöopathen. •