mein Beruf: Praktikanten in der Apotheke: Den Nachwuchs fördern
von Wolf-Hendrik Ittner
In diesem Artikel möchte ich vorstellen, wie unser Team die Praktikantenbetreuung in der Apotheke gestaltet hat. Unser Ziel ist es, unsere Erfahrungen, unser Wissen und vor allem den Spaß, den wir bei der Arbeit in der Apotheke haben, an unsere Praktikanten optimal zu vermitteln. Sie sollen unsere Apotheke mit einer positiven Erfahrung verlassen und ihre Ausbildung bestärkt von dem Gefühl, den richtigen Berufsweg gewählt zu haben, beenden. Aus diesem Grund erstellten wir auf Grundlage des ABDA-Leitfadens einen auf uns zugeschnittenen Plan, der sich in unsere Abläufe einfügt und inhaltlich möglichst viele Einblicke in den Apothekenalltag ermöglicht. Bei der Sichtung der umfangreichen Materialien, die die ABDA, insbesondere zum halbjährigen Praktikum, bereitstellt, stellte unser Apothekenteam aber auch schnell fest, dass wir einiges in unserem Betrieb und an unseren Anforderungen anpassen müssen.
Vorbereitung und Planung
Eine gründliche Vorbereitung ist der wichtigste Schritt zu einer erfolgreichen Praktikantenbetreuung. Bei uns beginnt alles mit der Erstellung des Praktikumsplans. Dieser legt die Inhalte, den zeitlichen Ablauf und die konkreten Aufgaben der Praktikanten fest. Wichtig für den Plan ist eine Ausgewogenheit zwischen selbstständig auszuführenden, gemeinsam zu bewältigenden und eigenverantwortlichen Aufgaben. Generell ist der Plan in die Bereiche Arzneimittelherstellung und -prüfung, Beratung und Verkauf sowie Warenwirtschaft und Verwaltung aufgeteilt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jede Apotheke, die Praktikanten betreut, sollte einen Praktikumsplan erstellen, der den zeitlichen Ablauf und die konkreten Aufgaben der Praktikanten in der Arzneimittelherstellung und -prüfung, bei Beratung und Verkauf sowie in der Warenwirtschaft und Verwaltung beinhalten sollte.
- Die Integration der Praktikanten ins Team wird durch einen Mentor erleichtert.
- Durch das Feedback der Praktikanten am Ende kann der Praktikumsplan fortlaufend verbessert werden.
Der Ablauf des Praktikums
Zunächst findet am ersten Praktikumstag das Einführungsgespräch statt. Dabei wird der Praktikant über seine Arbeitszeiten informiert und die organisatorischen Themen wie Datenschutz, Verschwiegenheit und Gefahrenschutz werden abgearbeitet. Anschließend wird der Praktikumsplan besprochen und, falls nötig, angepasst, zum Beispiel, wenn ein Leitfaden der Schule vorliegt und beachtet werden muss.
Sind die Formalitäten geklärt, stellt sich das Team vor und jedes Teammitglied nennt die eigenen Schwerpunkte, um so den passenden Ansprechpartner für den jeweiligen Bereich aufzuzeigen. Die obligatorische Führung durch die Apothekenräume darf natürlich nicht fehlen.
Dann wird der Praktikant schrittweise in seine Aufgaben eingeführt. Eine klare und verständliche Erklärung der Tätigkeiten sowie eine praktische Anleitung sind hierbei unerlässlich. Zu Beginn unterstützt der Praktikant die Teammitglieder bei den jeweiligen Aufgaben, bevor er sie dann später selbstständig ausführt. Mit zunehmender Erfahrung wird ihm mehr Verantwortung übertragen, um das Selbstbewusstsein und die Eigeninitiative zu fördern. Besonders wichtig ist, dass der Praktikant bei Fragen und Unsicherheiten jederzeit Unterstützung durch erfahrene Kollegen erhält, denn eine aktive Betreuung ist entscheidend für den Lernerfolg.
Neben all der Wissensvermittlung ist eine gute Integration ins Team wichtig, damit sich der Praktikant gut aufgenommen und wohlfühlt. Ein freundliches und unterstützendes Umfeld trägt wesentlich zur Motivation bei und erleichtert den Einstieg in ein eingespieltes Apothekenteam. Deswegen weisen wir unseren Praktikanten stets einen Mentor zu, der als Ansprechpartner bei fachlichen und organisatorischen Fragen zur Verfügung steht und sich um die Einhaltung des Praktikumsplans kümmert.
Arzneimittelherstellung und -prüfung
Ein wesentlicher Bestandteil des Praktikums ist die Herstellung von Rezepturen und die Prüfung von Arzneimitteln und Ausgangsstoffen. Dieser Bereich ist wohl der beliebteste, da bei den angehenden PTA schon jede Menge Vorwissen dank der praktischen Ausbildung besteht. Hier können sie ihr Wissen zur Herstellung von Salben, Cremes und Lösungen anwenden. Im Praktikum soll vor allem vermittelt werden, wie wichtig Präzision und Hygiene bei der Zubereitung der Rezepturen sind. Das aktive Mitwirken bei diesen Herstellungs- und Prüfungsprozessen ist immer eine wertvolle Erfahrung – vor allem auch für Schülerpraktikanten.
Bei der ersten gemeinsamen Rezeptur wird zunächst das Hygienemanagement vorgestellt und erklärt, wie wichtig Sauberkeit ist – gerade im Labor und der Rezeptur. Zu Beginn hospitiert der Praktikant und lernt die Prozesse der Herstellung kennen. Eingebunden wird er unter anderem beim Abwiegen, Abfüllen und Etikettieren – insbesondere bei Defekturen ist das auch eine große Hilfe. Nach einer ausführlichen Erklärung übergeben wir das Führen des Herstellungsprotokolls – inklusive Ergebnisse der Inprozesskontrollen und Einwaagen – ebenfalls gern an den Praktikanten.
Bei Prüfprozessen erhält der Praktikant mehr Verantwortung. Nach der ausführlichen Belehrung zu Arbeitsschutz und Gefahrstoffen darf er die Arzneistoffe unter Aufsicht prüfen, denn meistens ist das Vorwissen aus der Ausbildung mehr als ausreichend und so schafft man einen tollen Praxisbezug zum Schulstoff. Vor allem Nachweise, an denen man die chemischen Prozesse gut erklären kann, sollten nicht fehlen.
Beratung und Verkauf
Als zentraler Aspekt des Praktikums soll gezeigt werden, dass es sich in der Apotheke nicht nur um den Verkauf von Arzneimitteln dreht, sondern auch um die fachgerechte und freundliche Beratung der Kunden. Um den Praktikanten in die Beratungssituation einzubeziehen, erhält er einen Arbeitsbogen, der parallel zum Kundengespräch ausgefüllt und anschließend gemeinsam ausgewertet wird. Auf dem Bogen soll er seine Beobachtungen festhalten. Durch gezielte Fragen bei der Auswertung wird der Praktikant auf die wichtigen Aspekte eines Gesprächs hingewiesen. So bleibt es nicht bei einer sturen Hospitation, bei der der Praktikant nur über die Schulter schaut, sondern es wird verdeutlicht, worauf es im Handverkauf und bei der Beratung wirklich ankommt und wie vielseitig dieser Bereich ist. Ergeben sich hier inhaltliche Fragen, wandeln wir sie – wenn möglich – gern in selbstständige Rechercheaufgaben um, denn damit kann eine ruhige Phase des Arbeitstages sinnvoll gefüllt werden. Die Auswertung der Recherche findet noch am gleichen Tag statt, um die Aktualität sicherzustellen. Der Umfang dieses Bereichs ist je nach Praktikant sehr unterschiedlich: Schülerpraktikanten sollten natürlich mehr praktische Aufgaben als pharmazeutische Recherche durchführen, während PTA-Famulanten gerade davon mehr profitieren. Ihr gesammeltes Wissen aus den theoretischen Fächern der Ausbildung kann hierAnwendung finden. Sie stellen dadurch Verbindungen zur Apotheke her, können erlernte Ausbildungsinhalte anwenden und sogar noch erweitern, wodurch ein vielleicht schwieriges Thema verständlicher wird.
Insbesondere mit den halbjährigen PTA-Praktikanten erarbeiten wir viel gemeinsam, um eine gute Vorbereitung für die spätere selbstständige Arbeit im Handverkauf und bei der Beratung zu schaffen. Das liegt natürlich auch in unserem Interesse: Je besser die Vorbereitung, desto sicherer fühlt sich der Praktikant und desto schneller kann er selbstständig und ruhig arbeiten.
Warenwirtschaft und Verwaltung
Ebenso wird dem Praktikanten die Bedeutung der Warenwirtschaft und der Verwaltung in der Apotheke vermittelt. Er lernt den Warenzyklus kennen und wie Arzneimittel korrekt gelagert werden. Ein selbstständiges Arbeiten ist nach einer guten Einarbeitung gerade im Bereich der Lagerpflege schnell möglich. Hier kann der Praktikant Aufgaben wie die tägliche Inventur, das Auspreisen, Verräumen und das Auffüllen von Frei- und Sichtwahl übernehmen. Da diese Aufgaben auch viel ohne Aufsicht durchgeführt werden, ist entsprechendes Feedback sehr wichtig: Fällt eine Abweichung vom bisherigen System oder ein Fehler auf, wird gemeinsam mit dem Praktikanten nachgearbeitet und erklärt, welchen Sinn bestimmte Abläufe haben.
Durch unsere Apotheker erhalten alle Praktikanten zudem Einblick in die Abrechnung von Rezepten, die Dokumentation von besonderen Arzneimitteln und darin, welche bürokratischen Herausforderungen im Backoffice einer Apotheke lauern.
Möglichkeiten des Apothekenverbunds
Unser Team hat den Vorteil, dass wir über einen breit aufgestellten Apothekenverbund verfügen: eine Hauptapotheke mit Pflegedienstversorgung, Substitutionstherapie und Sprechstundenbedarfsbelieferung, eine Centerapotheke mit großem Handverkaufsschwerpunkt und eine kleine Stadtteilapotheke mit viel Stammkundenversorgung. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Praktikanten in die anderen Apotheken hineinschnuppern zu lassen. Der jeweilige Mentor begleitet den Praktikanten zu der Partnerapotheke, stellt ihn dort dem Team vor und übergibt ihn einem Kollegen, der entsprechend vorbereitet ist. Der Praktikant verbringt dann mehrere Stunden bis zu einem Tag in der Partnerapotheke und beginnt den darauffolgenden Tag bei uns mit einem Feedbackgespräch. Das dient dazu, dass der Praktikant das Erlebte und Erlernte vertieft, und um zu erfahren, auf welchem Wissensstand der Praktikant nach diesem Tag ist und worauf man jetzt inhaltlich noch aufbauen kann. Der Apothekenbesuch schafft Abwechslung und zeigt dem Praktikanten, dass es unterschiedliche Apothekentypen und -schwerpunkte gibt. Das ist natürlich für ein Praktikum nicht selbstverständlich und wir sind sehr froh darüber, dass wir unseren Praktikanten diese Erfahrung bieten können – zumal das Feedback oft sehr positiv ausfällt.
Feedback von den Praktikanten
Zum Abschluss des Praktikums findet eine Besprechung mit dem Praktikanten statt, bei der er die Möglichkeit hat, seine Erfahrungen zu reflektieren. Außerdem werden die erzielten Fortschritte besprochen und seine Leistung eingeschätzt. Der Praktikant gibt darüber hinaus mithilfe eines freiwilligen Fragebogens sein Feedback zum Praktikum, denn das gibt uns die Möglichkeit, zukünftige Praktika zu verbessern.
Wir haben festgestellt, dass es sich lohnt, nach einem souverän absolvierten Praktikum den Kontakt zum Praktikanten aufrechtzuerhalten. Das kann nicht nur zu einer weiteren Zusammenarbeit führen, sondern stärkt auch das Netzwerk und den guten Ruf der Apotheke. Gerade, wenn es um Praktika geht, ist die eigene Außenwirkung sehr wichtig. So konnten wir immer wieder eine attraktive Anlaufstelle für zukünftiges Apothekenpersonal sein.
Die Betreuung von Praktikanten in der Apotheke ist eine anspruchsvolle, aber durchaus lohnenswerte Aufgabe, die ein nachhaltiger Gewinn sein kann: Praktikanten bringen frische Perspektiven und entlasten gleichzeitig den Apothekenbetrieb. Für uns sind Praktikanten aber auch eine Investition in die Zukunft, denn sie sind potenzielle zukünftige Mitarbeiter, die durch eine positive praktische Erfahrung motiviert und an die Apotheke gebunden werden können. •