COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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Erkältungen schützen offenbar nicht vor COVID-19

Frau auf Sofa liegend putzt sich die Nase
Vergangene Erkältungen mit gewöhnlichen Coronaviren bieten keinen effizienten Immunschutz vor SARS-CoV-2. | Bild: Alexander Raths / Adobe Stock

Selbst Menschen, die noch keine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht haben, besitzen Immunzellen, die das neue Coronavirus als Erreger erkennen können. Bisher ging man davon aus, dass diese T-Gedächtniszellen aus Kontakten zu gewöhnlichen Erkältungs-Coronaviren stammen. Man vermutete, dass diese bereits vorhandenen Gedächtniszellen im Sinne einer Kreuzimmunität auch SARS-CoV-2 bekämpfen.

Vorhandene Gedächtniszellen stammen nicht von Erkältungen

Wissenschaftler des „Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“ stießen jedoch auf einige Ungereimtheiten. So wiesen ausgerechnet jüngere Menschen, die häufiger erkältet sind, keine größere Anzahl dieser Gedächtniszellen auf. Außerdem stellten die Forscher fest, dass nur ein kleiner Teil der Zellen mit Corona-Erkältungsviren reagiert. Die Gedächtniszellen hatten demzufolge wenig mit früheren Erkältungen zu tun, sondern mussten anderen Ursprungs sein.

Immungedächtnis könnte schweren Krankheitsverlauf begünstigen

Das Forscherteam nimmt an, dass die vorhandenen Gedächtniszellen zum Gedächtniszell-Repertoire des jeweiligen Menschen gehören. Dieses Repertoire nehme mit jeder Infektion zu und vergrößere sich daher im Laufe des Lebens. Die Gedächtniszellen seien zwar in der Lage, SARS-CoV-2-Viren zu erkennen, nicht jedoch sie erfolgreich zu bekämpfen. Wenn das Immunsystem im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion auf diese „inkompetenten“ Gedächtniszellen zurückgreife, könne das einen schweren Krankheitsverlauf mitverursachen.

Noch nicht aktivierte T-Zellen sind wirksamer

Bei COVID-19-Erkrankten, die einen milden Verlauf hatten, fanden die Wissenschaftler dagegen vor allem solche T-Zellen, die das Virus sehr gut erkennen. Sie vermuten deshalb, dass diese T-Zellen aus naiven – d. h. noch ruhenden, nicht aktivierten – T-Zellen hervorgegangen und nicht aus schon vorhandenen Gedächtniszellen entstanden sind.

Immunologisches Alter von Nachteil

Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass zurückliegende Erkältungen mit gewöhnlichen Coronaviren keinen effizienten Immunschutz vor SARS-CoV-2 bieten. Im Gegenteil: Ein höheres „immunologisches Alter“ – also eine hohe Zahl durchgemachter Infektionen – trage eher zu einem schweren Krankheitsverlauf bei. Diese Annahme muss nun noch in weiteren Untersuchungen überprüft werden. Quelle: Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen  

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