Zimmerpflanzen erleichtern den Lockdown
Städtische Grünanlagen spielen für Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung eine große Rolle. Zahlreiche Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen psychisch profitieren, wenn sie Kontakt zur Natur haben. So fühlen sich etwa Personen, die in der Nähe von Grünflächen leben, mental weniger gestresst und insgesamt wohler. Aber was passiert, wenn den Bürgern verwehrt wird, diese Wohlfühl-Ressource zu nutzen?
Beispiellose Situation
Im Frühjahr vorigen Jahres befanden sich viele Menschen weltweit in einer noch nie dagewesenen Situation. In vielen Ländern herrschten strikte Corona-Beschränkungen, sodass die Menschen mehrere Wochen weitgehend zu Hause verbringen mussten. Viele konnten dann noch nicht einmal die Naherholungsräume aufsuchen.
Weltweite Online-Befragung im Frühjahrs-Lockdown
Früheren Studien zufolge kann das Leben in einer Umgebung ohne Pflanzen negatives Verhalten erzeugen, zum Beispiel Ärger oder Feindseligkeit. Im Falle des Corona-Lockdowns kamen noch negative Emotionen aufgrund der Pandemie hinzu, vor allem Angst und Unsicherheit. Könnte es unter solch schwierigen Bedingungen helfen, Natur in Form von Pflanzen in den Wohnraum zu bringen? Eine Studie hat den Einfluss von Pflanzen untersucht. Hierfür gab es von Ende April bis Anfang Mai 2020 eine Online-Fragebogenaktion. Insgesamt antworteten rund 4.200 Menschen rund um den Globus, die meisten aus Brasilien, Griechenland, Spanien und Italien, aber auch einige aus Deutschland.
Mit Zimmerpflanzen positiver gestimmt
Die Auswertung ergab, dass mehr Pflanzen in der Wohnung mit positiveren Emotionen korrelierten. Die Bewohner widmeten der Pflege ihrer Pflanzen mehr Zeit während der Corona-Beschränkungen. Negative Emotionen fanden sich hingegen eher bei jenen, die im Wohnbereich nur wenige Zimmerpflanzen hatten. Über die Hälfte der Befragten erklärten, dass sie während des Lockdowns gerne mehr Pflanzen im Haus gehabt hätten. Ein weiteres Ergebnis erstaunte die Studienautoren jedoch: Pflanzen im Außenbereich, also auf dem Balkon oder im Garten, hatten keinen signifikanten Einfluss auf das emotionale Befinden der Teilnehmer.
Belastende Umstände
Neben der Menge an Zimmerpflanzen wirkten sich laut der Befragung weitere Faktoren maßgeblich auf die Stimmung der Studienteilnehmer aus. Negativen Einfluss hatte es zum Beispiel, wenn direkte Verwandte an COVID-19 erkrankt waren oder wenn die Befragten in einer kleinen Wohnung mit wenig natürlichem Licht lebten.
Natur und Schönheit
Die positiven psychologischen Effekte der Zimmerpflanzen könnten so erklärt werden: Die Pflanzen im Innenraum beeinflussen ebenso wie eine natürliche Umgebung unterbewusste Regionen des Gehirns. Dadurch kommt es zu vielfältigen Wirkungen, etwa einer Stressreduktion oder einer kognitiven Regeneration. Außerdem werden Zimmerpflanzen als etwas Ästhetisches wahrgenommen. Und dies ruft ebenfalls positive Emotionen hervorruft. Quelle: L. Pérez-Urrestarazu et al., Urban Forestry & Urban Greening, online Nov 2020 (https://doi.org/10.1016/j.ufug.2020.126919)