Begleiterscheinungen der Pandemie
Corona-Pandemie
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Wie PTA-Lehrer und -Schüler mit Schulschließungen umgehen: Selbstständig lernen oder Freizeit?

Hochgestellte Stühle in Klassenzimmer
Seit dieser Woche sind deutschlandweit alle Schulen geschlossen. Wie gehen Schüler und Lehrer damit um? | Bild: andreaobzerova / Adobe Stock

Noch im vergangenen Jahr wurde, u. a. aufgrund des umfangreichen Lehrplans, über eine Verlängerung der PTA-Ausbildung diskutiert. Doch nun wird die zur Verfügung stehende Zeit durch die Corona-Pandemie stattdessen noch weiter verkürzt. Wenn PTA-Lehrkräfte bislang Mühe hatten den Lernstoff in entsprechender Ausführlichkeit zu vermitteln, so scheint es angesichts der nun fehlenden Wochen doch beinahe utopisch. Wie gehen Lehrer und Schüler mit dieser Situation um?

Individuelle Lösungen gefordert

An den meisten Schulen wurde die Organisation den einzelnen Lehrern überlassen. Jeder Lehrer müsse individuelle Lösungen finden, um seine Klasse mit Unterrichtsmaterialien zu versorgen, heißt es aus Lehrerkreisen. Von den meisten Schulen gäbe es keine Unterstützungssysteme. An einer PTA-Schule in Bayern wurden die Lehrkräfte lediglich angewiesen, den Unterrichtsstoff so aufzuarbeiten, dass er im Selbststudium erarbeitet werden kann.

Per Mail, Dropbox und Moodle

Was das für die einzelnen Klassen bedeutet, ist sehr unterschiedlich. Einige Lehrer verschicken Unterlagen per E-Mail, andere haben Arbeitsblätter und Materialien im Vorhinein ausgeteilt. Wiederum andere versuchen über Plattformen wie Dropbox ihren Schülern kontinuierlich Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Dabei gab es allerdings auch Startschwierigkeiten: Die in Baden-Württemberg beliebte Lernplattform Moodle war auf Grund der großen Nachfrage zu Beginn der Woche teilweise nicht erreichbar.

Lernstoff als PDF und Video

Thomas Michaeli, PTA-Lehrer aus Karlsruhe, stellt seinen Schüler seine gesamten Unterlagen per PDF zur Verfügung. „So komme ich wenigstens mit meinem Stoff durch“, erklärt er schulterzuckend. Unsere Autorin und PTA-Lehrerin Annette Thomas versucht die Situation multimedial anzugehen. Nachdem sie ihren Schülern diese Woche Arbeitsblätter zum Wiederholen ausgeteilt hat, dreht sie für die kommende Woche als Einstieg in ein neues Kapitel ein Video. Auf diesem Wege möchte sie versuchen die Inhalte so zu vermitteln, wie sie es im echten Unterricht auch gemacht hätte.

Virtueller Unterricht nach Stundenplan*

Die Völker-Schule in Osnabrück verfolgt ein etwas anderes Konzept: Sie hat den Unterricht auf Online-Meetings, Cloud-Server und E-Mail umgestellt, um den 215 Schülern einen geregelten Schulalltag bieten zu können. So findet der Schulunterricht in etwas abgespeckter Form nach Stundenplan statt. Alles klappe noch nicht immer optimal, aber man gehe optimistisch an die Sache heran und sei offen für neue Ideen, erklärte die Schule.

Wie Schüler mit der Situation umgehen

An der PTA-Schule in Heilbronn war die Freude der Schüler über den plötzlichen Unterrichtsausfall groß, wie uns eine Lehrerin berichtete. Doch nicht weil sich die angehenden PTA nach langem Ausschlafen sehnten, sondern weil ihnen so mehr Zeit zum Lernen bleibt. Denn die noch vor den Osterferien geplanten acht Klassenarbeiten wurden ersatzlos gestrichen. Die Lehrerin ist mit den Schülern per E-Mail in Kontakt: „Ich muss sagen, sie nutzen die Zeit auch.“ 

In Karlsruhe zeigte sich die Klasse von Thomas Michaeli dagegen „relativ neutral“. Wenn überhaupt sei das zweite Lehrjahr wegen den bevorstehenden Abschlussprüfungen eher besorgt. Finden diese regulär statt?

Prüfungstermine sollen eingehalten werden

Annette Thomas und ihre Kollegen wurden gebeten, den Stoff etwas zu kürzen, um bis zu den Abschlussprüfungen fertig zu sein. Bislang besteht die Hoffnung, dass diese im Juli pünktlich stattfinden. Auch in Karlsruhe und Heilbronn geht man derzeit noch von der Einhaltung der Prüfungstermine aus.

Was tun mit der gewonnenen Freizeit?

Auch wenn die Schüler zum größten Teil mit Unterrichtsstoff versorgt werden, bleibt möglicherweise doch etwas mehr Freizeit als sonst. Anregungen, wie diese zum Wohle der Gemeinschaft eingesetzt werden kann, gibt es viele: Den älteren Nachbarn das Einkaufen abnehmen, Berufstätige bei der Kinderbetreuung unterstützen, Rezepte für chronisch Kranke in der Apotheke einlösen oder einfach ein Telefonat anbieten für Personen, die sich derzeit besonders einsam fühlen (z. B. Senioren im Pflegeheim). Wer noch weitere Ideen sucht, wird z. B. unter dem Hashtag #NachbarschaftsChallenge fündig. 

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