Aktuelles
8 min merken gemerkt Artikel drucken

Leseprobe PTAheute 10/2021: Apis mellifica in der Homöopathie

Auch in der Homöopathie kommt der Honigbiene eine große Bedeutung zu. | Bild: Stephan/AdobeStock

Da Samuel Hahnemann davon ausging, dass Ähnli­ches mit Ähnlichem (similia similibus curentur) geheilt werden müsse, verwendete er gegen eine Krank­heit genau jenes Mittel in stark verdünnter Form (Potenzierung), welches exakt diese Symptome bei einem Gesunden ausgelöst hatte. So ist es nicht ver­wunderlich, dass beispielsweise beim Stich einer Bie­ne ebendiese in homöopathischer Verdünnung zum Einsatz kommt.

Der Bienenstich

Der Stich einer Honigbiene ist meist verbunden mit brennenden, stechenden Schmerzen, welche oft mit einer Schwellung einhergehen. Solche Ödeme entste­hen, weil das Bienengift direkt auf das Zellgewebe wirkt. Die Haut im Bereich des Ödems ist daher meist blassrot gefärbt und fühlt sich warm und gespannt an. Angrenzende Gelenke können unter Umständen schlechter bewegt werden und sehr berührungsemp­findlich sein. In der Regel bringt die Kühlung des Sti­ches eine schnelle Erleichterung. Wärme hingegen führt zu einer Verschlechterung der Symptomatik, da das Gewebe im Bereich des Stiches ohnehin meist stark erwärmt ist.

„Das“ Insektenstichmittel

Selbstverständlich können daher – wie bereits be­schrieben – auch alle Arten von Insektenstichen, welche mit brennenden Schmerzen und ödematösen Schwellungen einhergehen, sehr gut mit Apis behan­delt werden. Seien dies nun Bienen-, Wespen- oder Bremsenstiche – Apis ist das Mittel der Wahl.

Aber Vorsicht, einige Menschen reagieren stark allergisch auf Bienen- und/oder Wespengift! Leichtere Reaktionen wie örtliche Schwellun­gen und Rötungen können dabei unterstützend oder auch ausschließlich mit Apis behandelt werden. Starke allergische Reaktionen mit Schwellungen der Lider, Bewusstseinsstörun­gen und Schwellungen der Atemwege müssen dagegen umgehend notärztlich versorgt wer­den, da sie zu lebensbedrohlichen Zuständen führen können.

Entzündungs- und Schmerzmittel

Apis mellifica kommt ebenfalls bei allen ande­ren Arten von stechenden oder brennenden Schmerzen und Entzündungen zum Einsatz. Ein typischer „Apis-Ohrenschmerz“ zum Bei­spiel fühlt sich stechend und wund an, vor allem dann, wenn zeitgleich ein ödematöser Erguss vorliegt. Auch Entzündungen des äußeren Ohr­bereiches, der rot und überwärmt erscheint, können gut mit Apis behandelt werden.

Gleichermaßen sind bohrende, pulsierende Kopfschmerzen, die sich bei Druck verschlech­tern und bei Bewegung bessern, ein Fall für Apis. Ebenso hilfreich ist das Mittel bei Bläs­chenbildung oder Aphthen im Mundbereich. Diese kleinen weißlichen Entzündungen der Mundschleimhaut können mitunter äußerst schmerzhaft sein, besonders wenn sie mit Säu­ren (z. B. aus Früchten) in Kontakt kommen. Gut einsetzbar ist Apis auch bei brennenden Schmerzen beim Wasserlassen, welche nicht selten mit einer Dranginkontinenz vergesell­schaftet sind und auf einen beginnenden Harn­wegsinfekt hindeuten können.

Atemwegsinfekte und Fieber

Apis eignet sich auch hervorragend bei Halsent­zündungen, die häufig mit geröteten Mandeln und geschwollenem Gaumenzäpfchen verbun­den sein können. Der Hals fühlt sich trocken, wie zugeschnürt an, obwohl die Kranken meis­tens wenig Durst haben.

Auch bei tieferen Atemwegsinfekten kann Apis gute Dienste tun. Trockener, schmerzhafter Husten mit Erstickungsgefühl, welcher nicht selten mit einer Kehlkopfentzündung vergesell­schaftet ist, kann gut von Apis begleitet werden.

Nicht jede Fieberattacke im Rahmen eines In­fektes verläuft gleich. Mancher verspürt Glie­derschmerzen und einer fröstelt, während der andere schwitzt. Ein Fieberverlauf, welcher gut auf Apis anspricht, wird als nachmittägliches Frösteln mit großem Durst beschrieben, das sich sowohl durch Bewegung als auch durch Wärme verschlechtert. Das Frösteln wird meist begleitet von einer äußerlichen Hitze, nicht sel­ten sogar von regelrechten Schweißausbrüchen. Solchen Schweißausbrüchen folgt dann sehr oft ein pusteliger Ausschlag. Klingt die Fieberatta­cke schließlich etwas ab, schlafen die Erkrank­ten sofort ein.

Für die Augen

Im Bereich der Augen kann Apis bei stechenden Augenschmerzen, welche häufig im Rahmen einer Bindehautentzündung auftreten, hilfreich sein. Solche entzündlichen Geschehen treten nicht selten in Verbindung mit ödematösen Lid­schwellungen, geröteten Bindehäuten und star­kem Tränenfluss auf. Aber auch Gerstenkörner und Hornhautreizungen können mit Apis ku­riert werden.

Hilfe für Magen und Darm

Bei Magenbeschwerden, die sich wie wund an­fühlen und manchmal sogar mit Erbrechen ein­hergehen, kann Apis eingesetzt werden. „Apis-Magen-Patienten“ verspüren zudem oft ein starkes Verlangen nach milchhaltigen Zuberei­tungen. Im Bereich des Afters werden blutige Analfissuren und Hämorrhoiden, die oft mit stechenden Schmerzen verbunden sind, mit Apis kuriert. Apis kann aber auch bei Verstop­fung helfen. Der Stuhlgang solcher Patienten ist dabei meist dunkel und übel riechend, die Ent­leerung schmerzhaft.

Ein vielseitiges Mittel

„Die ewigen Nörgler“ sind jedem bekannt. Als „nicht mit sich im Reinen“ oder unzufrieden könnte man solche Menschen auch beschrei­ben. Ihre Stimmungslagen können sowohl von teilnahmsloser Gleichgültigkeit als auch von Ei­fersuchts- und Wutanfällen geprägt sein. Aber auch Weinerlichkeit, Angst vor dem Sterben und Unkonzentriertheit gehören oft dazu. Nachts werden Betroffene zudem oft von Sor­genträumen und plötzlichem Hochschrecken geplagt. Für sie ist Apis das Mittel der Wahl.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Wenn Sie wissen, dass Sie nicht allergisch auf Wespenstiche reagieren, können Sie im derzeit akuten Zustand stündlich fünf Globuli Apis mellifica D6 einnehmen.“
  • „Bei leicht geröteten Mandeln können Sie Ihrer achtjährigen Tochter stündlich sechs Globuli Apis mellifica D6 verabrei­chen. Bei Verschlechterung oder Fieber suchen Sie bitte einen Arzt auf.“
  • „Eine leichte Bindehautreizung mit geschwollenen Lidern können Sie unterstützend gut mit Apis behandeln.“
  • „Wenn Sie wegen Ihres Sodbrennens gerne etwas Neues ausprobieren möchten, kann ich Ihnen Apis mellifica empfeh­len.“

Bei geschwollenen Beinen

Wie bereits erwähnt, ist Apis ein „Ödemmittel“. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es bei Beinschwellungen verschiedenster Genese zum Einsatz kommt. Behandelt werden zum Beispiel Schwellungen von Knie- oder Sprunggelenken, vor allem dann, wenn diese sehr berührungs­empfindlich oder sogar mit stechenden Schmer­zen verbunden sind. Gelenkschwellungen ge­hen nicht selten mit einer Reizung der sie umgebenden Gelenkinnenhaut einher, können aber auch isoliert auftreten. Diese sogenannte Synovitis kann ebenfalls sehr gut mit Apis un­terstützend behandelt werden. Gleichermaßen ist Apis bei geschwollenen Füßen oder Händen, die sich wie steif, vergrößert oder sogar taub an­fühlen, das richtige homöopathische Mittel. Auch bei einschießenden Schmerzen im Wir­belsäulenbereich, die mit einem starken Zer­schlagenheitsgefühl einhergehen, kann mit Apis begleitend behandelt werden.

Was bessert, was verschlechtert?

In der Homöopathie sind auch die sogenannten Modalitäten sehr interessant. Darunter versteht man sämtliche Einflüsse, die ein Krankheitsbild bessern oder verschlechtern. Besonders wenn die Beschwerden aufgrund der Symptomatik zu verschiedenen Mitteln passen, können die Mo­dalitäten bei der Mittelauswahl sehr aufschluss­reich oder sogar entscheidend sein.

Zur Mittelbeschreibung passende Beschwerden, die sich durch Hitze, Druck oder Berührung verschlechtern und nachmittags oder nach dem Schlafen ausgeprägter sind, jedoch durch kalte Bäder, Umschläge oder an der frischen Luft bes­ser werden, sprechen in der Regel gut auf Apis an.

Dosierung und Anwendung

Eine spezielle Dosierung für Apis gibt es nicht. Diese orientiert sich vielmehr an den allgemei­nen Empfehlungen zur Dosierung homöopathi­scher Einzelmittel. Dabei wird zunächst – nach Art und Schwere der Erkrankung und je nach­dem, wie akut diese ist – die richtige Potenz ge­wählt. Danach richtet sich schließlich die Do­sierung. Wenn diese nicht den speziellen Empfehlungen eines Therapeuten folgt, gelten folgende Richtwerte: Für Erwachsene werden bis zu einer Potenz von D10/C10 (Tiefpotenz) bei akuten Beschwerden stündlich je fünf Glo­buli beziehungsweise Tropfen oder eine Tablette (maximal sechsmal am Tag) verabreicht. Bei Besserung oder chronischem Geschehen be­trägt die Dosierung ein- bis dreimal täglich je fünf Globuli oder Tropfen beziehungsweise eine Tablette. Von mittleren Potenzen werden ein- bis zweimal täglich je fünf Globuli oder Tropfen genommen beziehungsweise eine Tablette. Hohe Potenzen (ab D30/C30) sollten in Eigen­regie als einmalige Gabe von fünf Globuli oder Tropfen beziehungsweise einer Tablette erfol­gen.

Die Dosierung für Kinder wird entsprechend an ihr Alter angepasst. Dabei gilt: Säuglingen wird ein Drittel der Erwachsenendosis verabreicht, Kindern bis sechs Jahren die Hälfte und Kin­dern zwischen sechs und zwölf Jahren zwei Drittel der Erwachsenendosis.

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Homöopathie wird Ähnliches mit Ähnlichem geheilt. Apis mellifica kann daher bei allen Arten von Insektenstichen, welche mit brennenden Schmerzen verbunden sind, verwendet werden.
  • Apis mellifica wird auch bei entzündlichen Erkrankungen wie Ohrenentzündungen, Halsentzündungen, Harnwegsinfekten oder Aphthen eingesetzt.
  • Als „Ödemmittel“ wird Apis auch bei geschwollenen Beinen und Gelenken eingesetzt.