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Schwere Nebenwirkungen: Einsatz von Fluorchinolon-Antibiotika soll eingeschränkt werden

In sehr seltenen Fällen leiden Patienten, die mit Fluorchinolon- oder Chinolon-Antibiotika behandelt werden, unter schweren Nebenwirkungen, die zu dauerhaften Einschränkungen führen können. Diese unerwünschten Wirkungen betreffen vor allem Muskeln, Sehnen und Knochen sowie das Nervensystem. Der Pharmakovigilanzausschuss der EMA (PRAC) hat dazu ein Review durchgeführt, in das auch die Sichtweise von Patienten, medizinischen Fachleuten und der Forschung eingeflossen ist.
Die Empfehlungen, die der Ausschuss aus diesem Review abgeleitet hat, wurden am heutigen Freitag veröffentlicht. Zum einen sollen Antibiotika aus der Gruppe der Chinolone, also Nalidixinsäure, Pipemidsäure und Cinoxacin, ganz vom Markt verschwinden, findet der PRAC. Sie seien ohnehin nur für Indikationen zugelassen, die mit dieser Wirkstoffklasse nicht mehr behandelt werden sollen, begründet der Ausschuss seine Empfehlung. Zum anderen folgen Beschränkungen für Fluorchinolone.
Beschränkungen für orale, parenterale und inhalative Fluorchinolone
Für die verbleibenden Fluorchinolone möchte der PRAC die Anwendungsgebiete einschränken. Für lokal anzuwendende Arzneimittel, wie Augen- oder Ohrentropfen, gelten die Beschränkungen allerdings nicht, sondern nur für orale, parenterale und inhalative.
So sollen sie, geht es nach dem PRAC, nicht mehr eingesetzt werden
- bei Infektionen, die möglicherweise selbstlimitierend oder nicht schwerwiegend sind, wie Halsinfektionen;
- zur Vorbeugung von Reisedurchfall oder wiederkehrender Blasenentzündungen;
- bei Patienten, die bereits Nebenwirkungen unter einer Fluorchinolon-Therapie hatten;
- zur Behandlung leichter oder mittelschwerer Infekte – außer in Fällen, in denen die üblicherweise empfohlenen Antibiotika nicht angewendet werden können.
Besondere Vorsicht sollte nach Ansicht des PRAC geboten sein, wenn Ältere, Patienten mit Nierenproblemen, Patienten nach Organtransplantationen oder unter Corticoidtherapie mit Fluorchinolonen behandelt werden. Das Risiko für Sehnenverletzungen, bedingt durch diese Antibiotika, sei bei diesen Patienten höher, so der PRAC.