Bluthochdruck im Stiftung-Warentest-Check
Stiftung Warentest ist kritisch – im Sinne des Verbraucherschutzes fühlen sie hin und wieder auch medizinisch-pharmazeutischen Themen auf den Nerv. Arzneimittel haben es hier nicht immer ganz einfach – selbst wenn sie therapeutisch Sinn machen. Ein Paradebeispiel aus dem abgelehnten Fundus von Stiftung Warentest stellen hier lokale Cortisonpräparate mit Mometason, Beclometason oder Fluticason bei Heuschnupfen dar. Die Verbraucherschützer lehnen die nasalen Glucocorticoide kategorisch ab, obwohl Expertenleitlinien diese Behandlung bei Allergie durchaus empfehlen. In ihrer Mai-Ausgabe widmet sich Stiftung Warentest jedoch nicht dem Heuschnupfen, sondern dem Bluthochdruck – und zwar in seiner ganzen Breite: Wie misst man Blutdruck korrekt? Welche nicht-medikamentösen Maßnahmen können Hypertoniker im Alltag berücksichtigen? Und nicht zuletzt – welche Arzneimittel gibt es?
Antihypertonika: Nutzen überwiegt Arzneimittelrisiken
Anders als bei der Heuschnupfenbehandlung mit Corticoiden, fällen die Verbraucherschützer bei Arzneimitteln gegen Hypertonie ein sehr positives Urteil. Sie bewerten die meisten als geeignet, da sie einen erhöhten Blutdruck wirkungsvoll senkten und der Nutzen der Arzneimittel deren Risiken überwiege. ACE-Hemmer, Sartane, Betablocker, Calciumantagonisten und Diuretika – keine der wichtigsten und in der Monotherapie eines isolierten Bluthochdrucks gleichwertig einzustufenden Arzneimittelgruppen vergisst Stiftung Warentest.
Warentest lobt Arzneimittel gegen Bluthochdruck
Ein solch positives Votum für – bei Patienten – derart unbeliebte Arzneimittel wie Blutdrucksenker erreicht hoffentlich auch viele dieser Patienten. Unbeliebt deswegen: Hypertonie tut nicht weh, zumindest nicht primär. Folgeerkrankungen des Herzens oder der Nieren oder ein früherer Tod jedoch schon – und davor schützt eine konsequente Blutdruckbehandlung nun einmal. Manche Patienten haben auch Angst vor Nebenwirkungen oder sehen keinen Sinn in der Behandlung ihres Bluthochdrucks, zumal eine Senkung von diesem zusätzlich mit verstärkter Müdigkeit einhergehen kann und sich die Patienten nicht gleich besser fühlen.
Therapietreue bei Bluthochdruckpatienten häufig schlecht
Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck nicht adhärent, also therapietreu, sind und ihre Arzneimittel wie ärztlich verordnet einnehmen. Grund für eine mangelnde Adhärenz kann auch eine bei Hypertonie häufig erforderliche Kombinationstherapie mit unterschiedlichen Wirkstoffen sein – denn je mehr Tabletten ein Patient einnehmen muss, desto kleiner ist in der Regel seine Therapietreue. Bleibt also zu hoffen, dass möglichst viele Hypertoniker das Warentest-Urteil lesen – oder einfach auch mal zur Wirksamkeit und Verträglichkeit ihrer Arzneimittel in der Apotheke nachfragen.
Tipps von Warentest zu einem gesünderen Lebensstil
Auch mit nicht-medikamentösen Tipps für einen gesünderen Blutdruck sparen die Verbraucherschützer nicht. Hingegen sollten die Hypertoniker nach Ansicht von Warentest durchaus in manchen Bereichen eher einmal sparen: beim Kochsalz, beim Alkohol, bei den Kalorien, wenn sie übergewichtig sind. Vorsichtig sollten Hypertoniker vor allem bei „versteckten“ Salzen in verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst, Käse, Brot oder auch Senf und Ketchup sein. Ein bisschen mehr dagegen dürften sich die meisten Bluthochdruckpatienten wohl bewegen – auf eine Sportdosis von 1,5 bis 2,5 Stunden sollten die Hypertoniker kommen. Ein „Mehr“ favorisieren die Verbraucherschützer auch bei Obst und Gemüse – und gehen mit diesen Empfehlungen Hand in Hand mit denen der Deutschen Hochdruckliga.