Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Der besondere Rückblick: Wie Tuberkulose entdeckt wurde

Plakat aus den 60ern mit Warnung vor Tuberkulose
Mit Plakaten wie diesem wurde die Bevölkerung in den Sechzigerjahren über Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Tuberkulose informiert. | Bild: imago / United Archives International

In Deutschland kann man sich das heute kaum mehr vorstellen: die Tuberkulose (Schwindsucht) als Volkskrankheit. Doch im 19. Jahrhundert war dies bittere Realität. Etwa ein Siebtel der Bevölkerung im Deutschen Reich starb damals an der sogenannten Weißen Pest. 

Ursache und Verbreitungswege der Krankheit waren lange unklar. Robert Koch konnte schließlich zeigen, dass die Tuberkulose durch ein Bakterium – Mycobacterium tuberculosis – hervorgerufen wird.

Neue Erkenntnis: Mikroorganismen als Krankheitserreger

Robert Koch (1843–1910) gilt als entscheidender Mitbegründer der wissenschaftlichen Bakteriologie. Schon einige Jahre vor der Entdeckung der Tuberkelbazillen hatte er einen medizinischen Meilenstein gesetzt: Erstmals konnte er einen Mikroorganismus als Verursacher einer Infektionskrankheit identifizieren. 

Es handelte sich um Bacillus anthracis, den Erreger des Milzbrandes. Ermöglicht wurden diese Entdeckungen nur mithilfe wichtiger Neuerungen. Dazu gehörten spezielle Nährböden, geeignete Kulturbedingungen und neue Färbetechniken für das Anzüchten von infektiösem Material.

Gründung des Robert Koch-Instituts

Die Entdeckung von Mycobacterium tuberculosis im Jahre 1882 war ein Höhepunkt in der Bakteriologie-Geschichte. Koch erhielt dafür im Jahr 1905 den Nobelpreis für Medizin. Bereits 1891 wurde in Berlin das heutige Robert Koch-Institut (RKI) gegründet. Es hieß damals „Königlich Preußisches Institut für Infektionskrankheiten“. Robert Koch war bis 1904 der Direktor.

Tuberkulose – globale Bedrohung

Heute stellt die Tuberkulose (TB) in Deutschland eine seltene Infektionskrankheit dar. Allerdings kam es in den letzten Jahren zu einem leichten Anstieg der Fallzahlen. Rund 4.480 Fälle wurden am RKI 2023 registriert. Im Jahr zuvor waren es rund 4.080 Fälle, 2021 rund 3.930. 

Vergangenes Jahr erkrankten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 10,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben daran. Vor allem Länder in Südostasien, wie die Philippinen, Indonesien und Indien, sowie Länder des südlichen Afrikas, etwa Lesotho oder Simbabwe, sind RKI-Angaben zufolge betroffen. In Europa liege der Schwerpunkt in Osteuropa.

Weltweit ist die Tuberkulose also immer noch eine häufige Infektionskrankheit und wichtige Todesursache. Daran erinnert der jährliche Welt-Tuberkulosetag am 24. März.

Das RKI führt die jüngsten Entwicklungen in Deutschland auf die Zuwanderung schutzsuchender Menschen aus der Ukraine zurück. In dem Land komme Tuberkulose deutlich häufiger vor. Drei Viertel der Menschen, die hierzulande eine Tuberkulosediagnose erhalten, sind laut RKI außerhalb Deutschlands geboren. 

Wichtig bei Tuberkulose: frühe Diagnose und Therapie

Mycobacterium tuberculosis befällt die Lunge oder andere Organe, vor allem bei mangelernährten oder immungeschwächten Menschen. AIDS-Patienten sind deshalb besonders TB-anfällig. 

Unbehandelt nimmt die Erkrankung einen langen, schweren Verlauf. Eine frühe Diagnose der TB ist wichtig für den Behandlungserfolg. Für die Therapie wird eine Kombination aus mehreren Antituberkulosemitteln eingesetzt. Zu den Standardmedikamenten zählen Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid.

Gut zu wissen: Was sind die Symptome einer Tuberkulose?

Die Übertragung der Tuberkulose geschieht meist von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion. 

Jedoch erfolgt eine Ansteckung grundsätzlich nicht so leicht wie bei anderen durch Aerosole übertragbaren Infektionskrankheiten – etwa COVID-19, Masern oder Windpocken

Vielmehr besteht in der Regel nur dann eine Infektionsgefahr, wenn man mehrere Stunden Kontakt zu einer infektiösen Person hatte.

Zu etwa 80 Prozent betrifft eine Tuberkulose die Lunge, seltener andere Organe. Ein Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf. In seltenen Fällen kann er blutig sein. 

Wenn sich ein Husten über mehr als drei Wochen zieht und als therapieresistent erweist, sollte grundsätzlich an eine Tuberkulose gedacht werden.

Neben Husten gibt es weitere, eher unspezifische Symptome. Dazu zählen

  • nächtliches Schwitzen,
  • Appetitmangel,
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust,
  • leichtes Fieber,
  • Müdigkeit und
  • allgemeine Schwäche.

Tuberkulose vor allem eine Reisekrankheit

In einigen beliebten Urlaubsländern wie Südostasien und China ist die Tuberkulose-Rate besonders hoch. Wer einige Zeit nach einer Reise verdächtige Symptome wie Gewichtsabnahme, länger bestehenden Husten, Nachtschweiß oder leichtes Fieber feststellt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. 

Die Inkubationszeit beträgt bei der Tuberkulose im Schnitt sechs bis acht Wochen. Es können aber auch bis zu zwei Jahre vergehen, ehe die Krankheit ausbricht. Quellen: Robert Koch-Institut; Lungeninformationsdienst; IPF – Infozentrum für Prävention und Früherkennung