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Erdnuss: Kann man einer Allergie vorbeugen?

Glas mit Erdnussbutter umgeben von Erdnüssen
Eine frühe Gewöhnung an Erdnüsse kann eine Allergie verhindern. | Bild: juliasudnitskaya / AdobeStock

Ein Großteil der allergieinduzierten Todesfälle geht auf eine Überreaktion des Immunsystems auf Erdnüsse zurück. Im Dezember 2021 wurde Palforzia, ein Erdnussprotein-haltiges Arzneimittel, in der EU für Allergiker zwischen vier und 17 Jahren zugelassen. 

Die orale Immuntherapie kann die Toleranz gegen das Allergen erhöhen. In Zusammenspiel mit einer erdnussfreien Ernährung soll ein lebensbedrohlicher allergischer Schock vermieden werden. 

Im Rahmen einer frühen Nutzungsbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) Palforzia unter die Lupe genommen und kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Der Nutzen gegenüber alleiniger Vermeidung des Allergens sei gering, da das Arzneimittel täglich eingenommen werden muss und es zu Nebenwirkungen kommen kann. 

Erdnussallergie durch frühe Gewöhnung verhindern

Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Überreaktion des Immunsystems gegen ein Protein in Arachis hypogaea – so der wissenschaftliche Name der Erdnuss – durch frühe Gewöhnung im Säuglingsalter verhindert werden kann. Der präventive Ansatz könnte die Fallrate um über 70 Prozent senken, wie Berechnungen zeigen.

Drei randomisiert kontrollierte Studien und eine Beobachtungsstudie über Erdnussallergie im Kindesalter beziehungsweise Desensibilisierung wurden zur statistischen Modellierung herangezogen. In den Studien wurden Kinder mit hohem oder niedrigem Risiko, eine Erdnussallergie zu entwickeln, eingeschlossen. 

Ferner wurde untersucht, wie sie auf unterschiedliche Zeitpunkte der Gewöhnung an Proteine aus der Hülsenfrucht reagierten. Kinder, die bereits eine Allergie gegen Erdnüsse entwickelt hatten, wurden teilweise inkludiert, um Risikofaktoren näher zu untersuchen. 

Die Risikoabschätzung basierte unter anderem auf klinischen Daten, zum Beispiel den Resultaten eines Allergietests. Um auf Grundlage dieser Angaben Aussagen treffen zu können, die für alle Altersklassen in der Gesamtpopulation gelten, wurde in der vorliegenden Analyse ein mathematisches Modell entwickelt.

Wann sollte man mit der Erdnuss-Gewöhnung beginnen?

Wenn Kinder im Alter zwischen vier und sechs Monaten Erdnussprodukte essen, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine Allergie gegen Erdnussproteine um 77 Prozent, so das zentrale Resultat der Analyse. 

Wurden die Samen des Schmetterlingsblütlers erst nach einem Lebensjahr in die Ernährung des Kleinkindes aufgenommen, wurde die Häufigkeit der Allergie nur um 33 Prozent reduziert. Kinder mit Ekzem, vor allem mit schwerem Ekzem, haben ein erhöhtes Risiko eine Erdnussallergie zu entwickeln, und sollten daher nach vier Monaten exponiert werden; Kinder mit niedrigem Risiko nach einem halben Jahr.

In der Apotheke können Eltern beraten werden, ihrem vier bis sechs Monate altem Kind Erdnüsse in einer geeigneten Form anzubieten, z. B. Erdnusscreme, -butter oder -puffer. Sobald feste Nahrung etabliert wird, kann diese auch die Hülsenfrucht beinhalten.

Wer hat ein höheres Risiko für eine Erdnussallergie?

Aus der Analyse ging auch hervor, dass nichtweiße Kinder eine ungefähr doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben, eine Erdnussallergie zu entwickeln. Ein schweres Ekzem und eine bereits bestehende Allergie gegenüber Eiern sind weitere Risikofaktoren. 

Da die Mehrheit der Erdnussallergie-Fälle bei Personen mit niedrigem Risiko auftreten, sollte generell eine frühe Etablierung in der Ernährung stattfinden – unabhängig vom Risikoprofil. Bei einem Großteil der Erdnussallergiker zeigt sich die Überreaktion vom Typ 1 (Soforttyp) zum ersten Mal innerhalb des ersten Lebensjahres, daher muss ein präventiver Ansatz deutlich davor stattfinden.